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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Donnerstag, 31. Mai 2012

Happy Birthday Marilyn Monroe: Einzigartige zeitgenössische Monroe-Gemälde in einer Ausstellung in Bad Bergzabern


Der abstrakte Expressionist Rainer Magold aus Bad Bergzabern in der Südpfalz feierte das 50. Todesjahr der Filmikone und ihren Geburtstag bereits mit einer Vernissage zur Ausstellung "Die Frau" und einer amerikanischen Geburtstagsfeier im Haus des Gastes, am 18.05. in Bad Bergzabern (viereggtext berichtete). Marilyn wurde am 1. Juni 1926 geboren. Eingebettet ist diese Ausstellung - die noch bis 17.06. geöffnet hat - in einen Zyklus aus zwei weiteren Kunstausstellungen in Bad Bergzabern, der Marilyn neu erstehen lassen möchte, und zwar so, wie sie sein wollte im Gegensatz zu der Gestalt, die aus ihr gemacht wurde. Marilyn, eine Frau in einem reizvollen, dennoch nur "normalen" Frauenkörper, aber doch mehr als das blonde Sexsymbol, das die Medien uns vermittelten. Der Künstler Rainer Magold zeigt Marilyn intim und verletzlich, zurückgezogen und tief empfindend, dennoch erotisch und attraktiv, eine besondere Frau. Von den Tagebüchern, Notizheften, Briefen und Gedichten der wohl berühmtesten Blondine der Welt inspiriert, stellt er in seinen Bildern die Tiefe einer erotisch-sinnlichen Frau auf hohem Niveau und mit außerordentlicher Empfindsamkeit dar.

2010 kamen in Deutschland die Aufzeichnungen und Gedichte von Marilyn unter dem Titel "Marilyn Monroe - Tapfer lieben", S. Fischer Verlag, auf den Markt. Er zeigt eine ganz andere Marilyn in ihren Aufzeichnungen, Gedichten - weit weg von dem Bild einer naiven, erotischen, stark blondierten, eigentlich brünetten, und sexualisierten Schauspielerin. Der Inbegriff eines Sexsymbols, die Filmdiva, war eine sehr verletzliche Frau, die die Fantasien weltweit beflügelte. Das berühmteste Pin-up-Girl der Welt eine Gedichteschreiberin, nachdenklich, unglücklich? Woher stammen die Angaben, die Gedichte, wer hat sie so lange zurückgehalten? Niemand, sie wurden verspätet gefunden, und zwar von Anna Strasberg, der Witwe von Monroes Schauspiellehrer und Nachlassverwalter Lee Strasberg. Sie hat mehr als zwei Kisten voll mit Dokumenten, Notizen, Aphorismen, Einkaufslisten, Briefen, Kochrezepten, Gedichten beim Aufräumen auf ihrem Dachboden gefunden. Die amerikanischen Herausgeber Stanley Buchthal und Bernard Comment haben all das zu einem Buch zusammengefasst, was die beiden den literarischen Nachlass der Monroe nennen. Sie waren sich sicher, dass all die, die die Monroe für sexy, aber dämlich hielten, entdecken würden, "dass sie eine Poetin war und ziemlich clever."

"Leben - ich bin von deiner zweierlei Richtung.
Irgendwie kopfüber hängend meistens,
doch stark wie Spinnweben im Wind."


Dieser Anfang eines Gedichtes - wahrlos auf einen vergilbten Zettel geschrieben - ist ebenso
eine kleine Sensation wie der folgende Aufschrei einer Unglücklichen:

"Allein!!!!!!
Ich bin allein – ich bin immer allein
egal was…"


In den insgesamt 130 Bildern Rainer Magolds kommen all diese Dinge zur Sprache, es gibt regelrecht düstere Marilyn-Darstellungen, geheimnisvolle, abgründige, aber auch leuchtend-helle und farbintensive. Letztere ganz so, wie es ihr Schauspiellehrer Lee Strasberg in seiner Trauerrede formulierte: „Marilyn hatte ein Leuchten - Spektralfarben aus Verlorenheit, Strahlkraft und Sehnsucht -, das sie heraushob und doch alle anzog, weil jeder an dieser kindlichen, gleichermaßen scheuen wie lebensprühenden Unbefangenheit teilhaben wollte.“
In vielen Bildern erkennt man genau diese Aussage und betrachtet sehr ausdrucksstarke und intensiv wirkende Marilyn-Momente. Mal ist der Pin-up-Gedanke weitergeführt und interpretiert, mal die roten Lippen ganz dominant im Bild oder die blondierten Haare fast künstlich, perückenhaft. Mal der Depression, dem Angsterfüllten breiten Raum gegeben, das Glamourhafte ausgeschaltet.


In Bad Bergzabern im Haus des Gastes: "Die Frau", in der Südpfalztherme: "Die Legende" und in der Galerie A. Magold: "Manche mögen's heiß" - noch bis 17.06.2012.

Haus des Gastes und Südpfalztherme sind durchgehend geöffnet, die
Galerie & Atelier, Weinbergstr. 7, Mi, Do, Fr, So, 15 - 18 Uhr.




(Teil 2 zu Marilyn Monroe folgt am 08.06.2012)

Fantasien zur Nacht: UNENDLICHE LIEBE von Hannes M. Pum



UNENDLICHE LIEBE


NEHM´ AUF DIE ZUNGE ICH DICH,
ERKENNT DEINE SEELE, SCHWEBEND,
DEIN EINZIGES, INNERSTES ICH.
SICH AUFBÄUMEND, DEIN KÖRPER, BEBEND,

ZUR SONNE SICH BEUGT, ZUM LICHT.
WILL ALLES, ALLES NEHMEN VON DIR,
DEIN HERZ, SCHENKENDER DIEB, SPRICHT.
WAS DU NIMMST, DAS GIBST DU MIR.

BEGREIFEN, DU VERSTEHST, KANN MAN LIEBE NICHT.
DURCH WOLKEN, LÄRM UND STILLE
DEIN INNERSTES AUGE BRICHT.
BIST IN UND AUSSER DIR. DEIN WILLE.

MANCHE NENNEN DAS EKSTASE.
ZU KLEIN, FÜR HIMMEL, DAS WORT.
EWIGES GLÜCK HEISST DIE PHASE,
UNENDLICHE LIEBE, DER ORT.

(c) Hannes M. Pum
Er ist Autor und Regisseur an der Bühne St. Oswald, Theater für eine freie Gesellschaft, in Österreich.

Dichterhain: HAIKU I von Felicitas Göbel

Fließendes Wasser
In ständiger Bewegung
Lauf der Ewigkeit

Kirchenglockenklang
Tausend Jahr seit Christus schon
Gefühl der Heimat

Zärtlichkeit Sonne
Heilsam für welke Rosen
Kraft für Mimosen


© Felicitas Göbel

Gründerin und 1. Vorsitzende vom Verein
"Lesen & Kultur für alle e.V.", Münster in Hessen,
www.fundament-lesen.de

Mittwoch, 30. Mai 2012

Live-Chat von 19 bis 20:30 Uhr: „Warum Nichtrauchen so einfach sein kann!“

Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai 2012:
Live-Chat mit Psychocoach Andreas Winter
Warum Nichtrauchen so einfach sein kann!“

Bis vor Kurzem galt noch unumstößlich: Rauchen macht süchtig. Wer davon loskommen wollte, durfte niemals wieder zur Zigarette greifen, sonst drohe der Rückfall ins alte Muster. Diplom-Pädagoge Andreas Winter hält diese Sucht für einen „großen Irrtum“ – und konnte mit seinem tiefenpsychologischen Ansatz schon Tausenden seiner Klienten helfen, vom zwanghaften Griff zum Glimmstängel loszukommen bzw. ihn nach Belieben zu kontrollieren.

„Optionsraucher/-nichtraucher“ statt Askese

Vor genau fünf Jahren, am Weltnichtrauchertag 2007, veröffentlichte der „Psychocoach“ seinen erfolgreichen Buch-Ratgeber „Nikotinsucht – der große Irrtum. Warum Nichtrauchen so einfach sein kann!“, in dem der Iserlohner das Rauchverhalten von seinen psychologischen Hintergründen her aufrollt. Das Ergebnis jahrelanger Forschung: Wem der Auslöser bzw. die Ursache des Rauchens ganz bewusst ist, der muss nicht mehr rauchen, kann aber. „Somit ist es möglich, dass ein Ex-Raucher sogar hin und wieder einmal aus Genuss- oder gesellschaftlichen Gründen eine Zigarette mitraucht, ohne rückfällig zu werden!“, so Winter.

Zu schön, um wahr zu sein?
Das fragen sich viele,  ist nach herrschender Meinung der Weg zum Nichtraucher doch mit Entzugserscheinungen, Frustration und hohem Rückfallsrisiko gepflastert. Andreas Winter jedoch praktiziert in seinem Institut „Powerscout Wellness Coaching“ seine wissenschaftlich fundierte Methode bereits seit zehn Jahren mit überwältigendem Erfolg –das Coaching, innerhalb dessen ein Raucher die Ursachen seines Rauchverhaltens analysiert und reflektiert, sodass er ab sofort nicht länger das Bedürfnis hat zu rauchen, dauert gerade einmal drei bis vier Stunden.

Der Psychocoach stellt sich im Live-Chat …
Wer Fragen zu diesem einzigartigen Ansatz hat, Erfahrungen austauschen oder gegenläufige Meinungen diskutieren will, kann sich in den Live-Chat mit Andreas Winter am Weltnichtrauchertag einschalten: am 31. Mai 2012 von 19 bis 20.30 Uhr unter http://www.mankau-verlag.de/aktuelles/chatraum/.

Veranstaltungshinweis: Weiber, Weiber - Klimawechsel (Springmaus) in Bad Bergzabern


WEIBER, WEIBER - KLIMAWECHSEL +++ Bad Bergzabern +++ Haus des Gastes +++ Termin: 02.Juni 2012, 20.00 Uhr


Klimawechsel - wenn die Weiber kommen, tobt der Saal!
Sechs Frauen, sechs Typen, sechs Temperamente. Die Weiber sind nicht nur geborene Comedians, sondern auch begnadete Sängerinnen. Erleben Sie das neueste Comedy- und Musikprogramm aus der Springmaus-Schmiede von Bill Mockridge und feiern Sie die Party ihres Lebens. Mit hitzewallendem „Rock ,n´Roll" und jeder Menge Pop und Pep. Sinnlichkeit, Soul, Sex und Stimmung - die Weiber bringen´s auf den Höhepunkt.
Noch nie waren Freud und Leid so nah beieinander. Gerade haben Sie sich noch über Anne´s Verhältnis mit ihrem Bofrost-Gerd amüsiert, schon fühlen Sie dann mit Sibylle, deren Heiner plötzlich die Scheidung will - und das Haus. Sie gehen durch dick und dünn und am Ende lernen sie „ Männer kommen und gehen, und zwar in der Reihenfolge, aber Mädels halten immer zusammen!"
Bill Mockridge lädt Sie ein zu einer Reise in die Welt der Wechseljahre: mit Geschichten, die direkt aus dem Leben kommen und in die Lachmuskeln gehen.
EILIG: Wer sich jetzt noch in die Facebook-Gruppe KULTUREVENTS Rhein-Main etc. einträgt und dort Bescheid sagt, erhält an der Abendkasse 50 % auf die Eintrittskarte!

Dichterhain: Haiku I von Viktoria Vonseelen


Eiskristalle weh'n
Sachte vom Himmel herab:
Gefror'ne Tränen.

Fallende Blätter
Künden mir das Lied der Welt:
"Liebe und Lebe!"



(c) Viktoria Vonseelen, http://www.viktoria-vonseelen.de

Dienstag, 29. Mai 2012

Buchbesprechung: Bürgerbeteiligung 3.0

oekom verein (Hrsg.)
Bürgerbeteiligung 3.0

Zwischen Volksbegehren und Occupy-Bewegung
Wie die Politik mit ökonomischen und sozialen Krisen umgeht, bringt nicht nur in den USA, Spanien und Israel die Bürgerinnen und Bürger in Rage und auf die Straße. Auch in Deutschland wollen immer mehr Menschen ihr Wohl und Wehe nicht länger allein Politikern und Lobbyisten überlassen.  Was früher nur von Alternativbewegungen wie der FRIEDENSBEWEGUNG oder ATOMKRAFT? NEIN DANKE angegangen wurde ist heute weit verbreitet in allen Gesellschaftsschichten. Es werden mehr Bürger wach, wollen mitbestimmen, allein es gibt keine Wege! Dennoch ist auch das Desinteresse und Verstecken der eigenen Meinung noch groß, die Vergangenheit und das Denkverbot sind noch bei vielen virulent.
Die Diskussion um mehr Mitbestimmung ist voll entbrannt. Kreative Protestformen lassen sich diejenigen einfallen, die nicht länger auf eine wirksame Klimaschutzpolitik oder auf faire Erörterungen vermeintlich alternativloser Infrastrukturprojekte warten wollen. Geteilt sind die Meinungen bei der Frage, ob stärkere Bürgerbeteiligung auch mehr Umweltschutz bringt oder eher eine Gefahr für Planungssicherheit und Demokratie darstellen. Fest steht: Die spannende Zukunft der Bürgerbeteiligung beginnt gerade erst.

Rezension von Alfred Auer, partizipation.at

Immer mehr BürgerInnen und Bürger wollen immer öfter mehr tun, als nur alle paar Jahre bei Wahlen ihr Kreuzchen zu machen. Sie wollen nicht länger erst dann gehört werden, wenn eigentlich schon alles gelaufen und entschieden ist. Wirklich verwunderlich ist der Unmut der Menschen nicht. Neu hingegen ist die neue Kreativität und Entschiedenheit der Proteste. Die jüngste Ausgabe der Zeitschrift „politische ökologie“ (12/2010_29. Jg.) des oekom-Verlages macht sich vor dem Hintergrund der aktuellen Protestbewegungen (von Stuttgart 21 bis zur Occupy-Bewegung) mit der Frage, ob eine neue Balance zwischen staatlicher Handlungsfähigkeit und demokratischer Mitbestimmung überhaupt möglich ist (vgl. S. 7). Dabei nehmen die AutorInnen u. a. in den Blick, welche zivilgesellschaftlichen Akteure den Wandel vorantreiben, was Proteste erfolgreich macht, wie Bürgerbeteiligung in Planungsverfahren bei Großvorhaben gestärkt werden kann oder welche Kommunikationswege politische Partizipation heute braucht.

Den Wutbürger zivilisieren
Die Rolle der Zivilgesellschaft bei der gegenwärtig stattfindenden Transformation nimmt der Politikwissenschaftler Claus Leggewie zum Anlass, darüber nachzudenken, wie eine Ermächtigung zur Bürgermitbestimmung konkret aussehen könnte. Er gibt zu bedenken, dass wir uns bei aller Euphorie um Beteiligung und Mitbestimmung zunächst ein realistisches Bild vom tatsächlichen Niveau der Partizipation in der liberalen Demokratie machen müssen und nicht bei „der Feier des empörten Wutbürgers stehen bleiben“ dürfen(S. 21). Es geht nämlich darum, eine Brücke vom Engagement zur Beteiligung zu bauen, d. h. die WutbürgerInnen zu MutbürgerInnen zu „zivilisieren“, wozu die politischen Parteien bisher jedenfalls nicht in der Lage sind: „Für „Citizen Empowerment“, die Stärkung der Bürgergesellschaft, hat die Berufspolitik wenig Sinn und Gespür“ (S. 23), so Leggewie. Sein Vorschlag lautet deshalb, dass die BürgerInnen massenhaft den Parteien beitreten sollen, um eine Reform von innen heraus zu ermöglichen. Hans J. Lietzmann betrachtet Bürgerbeteiligung im Wandel der Zeit und differenziert zunächst den Wutbürger als Reaktion auf eskalierende politische Ereignisse und andererseits die stillen aber ganz alltäglich gewordene Realität von Bürgerbeteiligungsprozessen in nahezu allen Städten und Regionen Deutschlands. (vgl. S. 29) Gleichzeitig konstatiert der Sozialforscher, dass sich einerseits die Handlungsmöglichkeiten der traditionellen Institutionen wie Parlamente, Verwaltungsspitzen, Parteien und Verbände verringern und andererseits die Beteiligung derer, die diesen Prozess aufmerksam verfolgen und besorgt registrieren, auf dem Stand des 19. Jahrhunderts stehen geblieben sei (S. 30f.). Gleichzeitig aber nimmt, so der Befund des Autors, die Alltagskompetenz der Bürgerschaft in der heutigen Wissensgesellschaft und die Politikbereitschaft (im Gegensatz zur Parteienverdrossenheit) ständig zu. „Da wirkt es absurd, dass wir über die Ausgestaltung unserer Umwelt und unserer Städte nicht von Anfang an kritisch nachdenken und gestaltend mitentscheiden dürfen.“ (S. 31) Schließlich wünscht sich Lietzmann eine „Richtungsentscheidung für eine neue Gewaltenteilung in Form einer sowohl sehr frühzeitigen als auch ergebnisoffenen Beteiligung der Bürgerschaft an den schwierigen und riskanten Entscheidungen, die die Politik der Gegenwart allenthalben einfordert“ (S. 35).

Zukunft der Demokratie
Der Autor des vielbeachteten Buches „Die erregte Republik“, Thymian Bussemer, betont in seinem Statement, dass die momentane Vertrauenskrise keine Krise der Demokratie an sich sei, sondern eine Krise der Repräsentation. Er äußert sich skeptisch darüber, dass eine Revitalisierung der Demokratie durch mehr Plebiszite, einer Direktwahl des Bundespräsidenten und mehr Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene die Abnutzungsprobleme der Demokratie beheben würden. Chancen sieht er vielmehr darin, „die Legitimationskrise der parlamentarischen Demokratie zu überwinden und den Wert der repräsentativen Systems wieder ins Bewusstsein zu rufen“, denn es sei seiner Ansicht nach ein Irrtum zu glauben, „die direktere Demokratie wäre die bessere Demokratie“ (S. 105f.).
Schließlich geht es in einem Gespräch mit dem Politologen und Beteiligungsforscher Roland Roth (mit Helena Obermayr) über die Bedeutung der Occupy-Bewegung, notwendige Reformen bei der Mitbestimmung und über mögliche Folgen eines weiteren Demokratieabbaus, um die „Zukunft unserer Demokratie“ schlechthin. Kritisch äußert er sich über die Chancen der Beteiligung bei den großen Problemfeldern Ungleichheitseffekte, Ökologie- und Weltfinanzkrise. Der Wissenschaftler fordert zu Recht, Demokratie zu einer Bildungsfrage zu machen, denn nur so könne es gelingen, breitere Beteiligung zu sichern und die Gefahr einer schichtspezifischen Beteiligung zu überwinden. (vgl. 112) Deshalb sei es unbedingt notwendig, Demokratie von unten instand zu setzen.
Weitere Themen sind u. a. die verschiedenen Formen informeller Beteiligung von Agendakonferenz bis Zukunftswerkstätten, Atomkraft und Protest sowie Aspekte des globalen Jugendwiderstands oder das Verhältnis von politischer politischer Kultur und Großprojekten. Alles in allem eine überaus gelungene Zusammenfassung verschiedener Beteiligungsformen. Inwieweit die Bürgerbeteiligung in Zukunft mehr Einfluss auf die Politik nehmen kann, bleibt offen und hängt von vielen auch in diesem Reader besprochenen Faktoren zusammen.

„Richtig praktizierte repräsentative Demokratie dagegen bedeutet kluge, auf Vertrauen begründete Delegation von Macht auf Zeit in der begründeten Annahme, dass die komplizierten Aushandlungswege der Politik am Ende Ergebnisse erbringen, die für die Mehrheit der Menschen positive Effekte haben und so den Zusammenhalt dauerhaft sichern.“ (Bussemer, S. 106)
„Offensichtlich leben wir mittlerweile in einer Räterepublik, in der die Aufsichtsräte von Großunternehmen und Banken viel entscheidender sind als das, was in den Parlamenten passiert.“ (R. Roth, S. 109)

Dichterhain: SEHNSUCHT von Birgit Burkey

Sehnsucht

S ehnsuchtsflügel tragen uns durch
E iswetterzeiten und trübe Wolken.
H och lassen sie uns fliegen um
N eue Welten miteinander zu 
S püren und  zu entdecken.
U ngebremst landen wir im
C haos der Emotionen und
H eben doch wieder ab, Liebe
T rägt uns sicher durchs Leben. 

Akrostichon von © Birgit Burkey, Ramstein, 2012, www.rsd-radio.com

Montag, 28. Mai 2012

Buchbesprechung: ICH GRASE MEINE GEHIRNWIESE AB

Ich grase meine Gehirnwiese ab
Paul Valéry und seine verborgenen Cahiers
Ausgewählt und mit einem Essay von Thomas Stölzel
Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag, Band 317
350 Seiten, gebunden, € 32,- (D)

Der französische Schriftsteller Paul Valéry wurde 1871 in Sète geboren, studierte Jura und ging mit 23 Jahren nach Paris. Dort begann er mit den sogenannten "Cahiers" (Heften), an denen er bis an sein Lebensende 1945 jeden Tag schrieb. Ihnen galt der Schwerpunkt seines Schaffens, ebenso der Frage: "Was kann ein Mensch?" Valéry wurde auch in Sète begraben.

Jeden Morgen setzte sich der Schriftsteller zu früher Stund an den Schreibtisch, bei extrem dickem Kaffee und starkem Tobak, wie bei einem Entschlackungsritual, und notierte seine Gedanken - zu einer Tageszeit, in der "die Dinge dieser Welt, die Ereignisse, meine Geschäfte, sich noch nicht in [...] mich einmischen." Das Ergebnis ist kein Tagebuch, sondern Gedanken, Skizzen, Assoziationen zu Politik und Literatur etwa, die aber in vorliegendem Buch zu kurz kommen. Oder zu philosophischen und allgemeinen Fragen. Das Original in voller Länge umfasst 27.000 Seiten.


20 Jahre nach der großen sechsbändigen deutschsprachigen Ausgabe der Cahiers (die selbst wieder nur einen kleinen Teil des Originaltextes abbildete), die Paul Valéry dem deutschen Publikum erschloss, gibt der Philosoph und Publizist Thomas Stölzel aus dieser Ausgabe wiederum „eine kleine Gesamtansicht wesentlicher Themen und Aspekte seines Denkens, Fragens, Vermutens wie seiner (Selbst-) Beobachtungen, Erfahrungen und Erkenntnisse, welche einerseits die geistigen Umrisse dieses sehr reflektierten Autors erkennen lassen und andererseits so etwas wie ein zeitloses Kompendium der Selbst-Aufklärungsmöglichkeiten des Einzelnen schaffen, das Valéry nicht nur als Menschen seiner Epoche zeigt, sondern auch als unseren Zeitgenossen."

"Ich bin wie eine Kuh am Pflock, dieselben Fragen grasen seit 43 Jahren meine Gehirnwiese ab", heißt es in den Cahiers. Nicht so sehr das Produkt, sondern der Prozess des Denkens war für Valéry wichtig. Nicht einfach nur Erlebtes verarbeiten, sondern eigene Gedanken so lange hin und her wenden, bis sie "depersonalisiert" waren und Bewusstseinsstrukturen freilegten, das wollte er: Er nannte das "Moi pur".

"Spezialität ist mir unmöglich. Ich werde belächelt. Sie sind kein Dichter. Sie sind kein Philosoph. Sie sind weder Geometer noch sonst irgendwas. Sie betreiben nichts gründlich […]. - Vielleicht ist das meine Spezialität. Meine Spezialität, das ist mein Geist."

Hinweis: 3. Kotten-Kunsthof am 2./3. Juni 2012

3. Kotten-Kunsthof
am 2./3. Juni 2012
 
Mühlstraße 27, 67659 Kaiserslautern
Zum diesjährigen Kotten-Kunsthof laden Stephan Prohl und Michael Reutlinger am Samstag, den 2. Juni 2012, ab 18.00 Uhr ein. Bereits zum dritten Mal stellen sechs namhafte Künstler Werke unterschiedlicher Kunstrichtungen aus, musikalisch umrahmt von Musikern des Pfalztheaters Kaiserslautern.

Auch die Kunst traditionellen japanischen Trommelns wird einen bleibenden Eindruck bei Ihnen hinterlassen, genau wie der Überraschungsgast, der Sie auf magische Weise verblüffen wird. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt.

Schirmherr ist Dr. Klaus Weichel, Oberbürgermeister der Stadt Kaiserslautern. Dr. Weichel war bereits Gast beim ersten Kotten-Kunsthof im Jahr 2008 und von der besonderen Atmosphäre des ansonsten typisch unscheinbaren Hinterhofs begeistert.

Der Erlös aus Spenden für Speisen und Getränken geht an „Lichtblick2000 e.V.", den Wohltätigkeitsverein für Kinder und Jugendliche in Kaiserslautern. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.kotten-kunsthof.de.

Thomas Brenner (Fotografie)
Tony Caulfield (Malerei)
Walter Graser (Skulpturen)
Xaver Mayer (Grafiken)
Michael Reutlinger (Malerei)
Otmar Zimmermann (Fotografie)
Musikalisch umrahmt vom "Sunny Side String Jazz Trio".

Sonntag, 27. Mai 2012

HAMBURG - ein Sonderheft von mare

"... es war ein einmaliger Tag, aber auch eine unvergessliche Nacht. Am 22. Juni 1995 fuhren wir laut singend und überschäumend vor Selbstvertrauen vom Rolling-Stones-Konzert in Hannover zurück nach Kiel. Die Nachricht vom wegen eines Lkw-Brandes gesperrten Elbtunnel ließ uns eine Fahrtroute weiter östlich wählen. Wir wollten uns irgendwie zu den Elbbrücken durchschlagen, der zweiten und letzten Möglichkeit, um nach Norden zu gelangen. Damals, noch ohne Smartphone oder Navigationsgerät, offensichtlich eine Überforderung für euphorische und müde Konzertbesucher. Ölhafen, Steinwerder, Kleiner Grasbrook, Altenwerder, Moorburg – Namen, die immer und immer wieder auftauchten. Wir fuhren im Hafen und auf den Elbinseln im Kreis. Und überall stand unüberbrückbares Wasser im Weg. Erst nach Stunden fanden wir glücklich eine Brücke in die Stadt, raus aus diesem Teil Hamburgs, den man kaum jemals besucht und der uns unmissverständlich klarmachte: Diese Stadt ist dominiert von einem riesigen Hafen. 
Auch nördlich der Elbe ist Hamburg von Meer und Hafen geprägt. Seit Jahrhunderten weisen die Reedereien Politik, Gesellschaft und Architektur der Stadt den Weg. Reeder waren und sind keine scheuen, kalt kalkulierenden Handelsleute. Vielmehr wussten sie schon vor 250 Jahren, was Chinas Wirtschaft bietet und benötigt, fuhren durch ungewisses Wetter exotische Güter, mit dem Vertrauen auf den Bedarf in der Heimat. Die erfolgreichen und selbstbewussten Reeder errichteten stadtprägende Bauten, schenkten der Gemeinde Museen, Konzerthäuser, bauten legendäre Hotels oder wurden Bürgermeister."
In diesem Sonderheft von mare (8,50 € /  16,50 SFR) erleben Sie nicht einfach die maritimen Seiten Hamburgs. Sie ist an sich so sehr durchdrungen vom Geist der Ozeane, dass man nur mit einem weitgefassten Blick die Hansestadt begreifen kann.



Dichterhain: AUFKLAREN von Birgit Heid



AUFKLAREN

Ein Licht gleißt dahinter es flutet
die Bahnen von anderer Seite
die Hoffnung auf was noch nicht
sichtbar doch Ränder bewegend

die endlose Bläue ergibt sich in
Tiefgang weit hinter dem Fledermaus
treiben entrückt und vibrierend
zum Abendsalon ein paar Schatten

sich pflückend die Straße vom
Regen gelöst und es führen die
Wege auf Sand nur das Langfeld
liegt still unter taumelnden Mücken

die Sandhäuser Tonvillen Mauergeflechte
an denen die Mohnblumen zittern vor
Faltung vor Gradlinigkeit das Soiree
hat begonnen die Zärte vermondet

im Wortlosen fasst sie den Streifen
zum Hellen die Hoffnung auf was
einmal war und im Anbetracht lädt
sie zur Fahrt über Hügel zum Meer.

(c) Birgit Heid

Samstag, 26. Mai 2012

Jugendbuch: ELIAS WUNDERSAME ABENTEUER - DER FLAMMENRUBIN

tamoc (Autor), Sandra Havemeister (Illustratorin)
Elias' wundersame Abenteuer - Der Flammenrubin
Dresden 2011, A5, gebunden,
240 Seiten, 17,90 €, Dresdner Buchverlag

Elias ist für sein Alter viel zu klein. Aus diesem Grund wird er in der Schule verspottet und niemand scheint ihn richtig ernst zu nehmen. Selbst der Hausmeister nennt ihn einen „Zwerg“ und traut ihm nicht viel zu. Doch während er traurig und allein im Keller der Schule sitzt, durchbricht ein echter Zwerg, Alwin mit Namen, die Wand. Der Zwerg nimmt Elias mit auf eine fantastische und gefahrvolle Reise, auf die Suche nach dem sagenumwobenen Flammenrubin. Gemeinsam treffen sie Thrym, den Troll, Hal'bartin, den Druiden der Zwerge, Meister Thorwan und seine Tochter Betty und schließlich den Wächter des Flammenrubins, einen roten Drachen. Sie entdecken alte, verlassene Zwergenstädte, müssen schwer bewachte Festungen durchqueren, steile Felsen überwinden und am Ende in einen Vulkan klettern. Und sie müssen erkennen, dass die dunklen Geister, die Ragnadun, nicht nur die Zwerge, sondern auch die Trolle und die Menschen beherrschen und ein grausamer Krieg zwischen diesen drei Völkern bevorsteht. Der Flammenrubin ist die letzte Hoffnung auf Frieden. Doch um diesen magischen Stein zu finden, wird Elias, Alwin und Thrym Vieles abverlangt – nicht nur Entbehrungen und zahlreiche Gefahren auf einer Reise mit ungewissem Ausgang, sondern vor allem die Überwindung der eigenen Vorurteile und der Furcht vor dem Fremden und Unbekannten.

„Der Flammenrubin“ kann als eigenständige Erzählung gelesen werden. Er ist aber auch der Auftakt einer Serie von Fantasy- und Abenteuergeschichten mit Elias. Es werden klassische Fantasyelemente und -figuren (Zwerge, Trolle, Elben, Drachen, Ritter, Geister, Magie usw.) aufgenommen und durch neue Charaktere (z.B. die Ragnadun) bereichert. Die Geschichte ist vordergründig auf Spannung und Unterhaltung ausgerichtet, spricht jedoch auch Themen an, die zum Weiterdenken anregen. Im „Flammenrubin“ geht es um Fremdenhass, das Element der Rache, die Idee der Versöhnung und die Vergebung von Schuld.

Die Geschichte spricht Kinder im Schulalter, grob geschätzt zwischen 8 und 14 Jahren an. Dennoch können nicht nur die Kinder und Jugendlichen beim Lesen ihre Abenteuerlust stillen. Auch die vor- und mitlesenden Erwachsenen sollten viele Gedanken finden, denen einiges an Witz und Tiefgründigkeit abzugewinnen ist.

Bereichert wird Elias' Abenteuer durch die fantastischen Illustrationen der Hamburger Künstlerin Sandra Havemeister. Im Moment entstehen die Charakter-Designs und Szenenentwürfe für den „Flammenrubin“.

Moderne signierte Lithographien preiswert auf dem Markt

Lithografien - Kunst vom Stein

Not macht erfinderisch. So begann alles mit ein paar schlecht gedruckten Musiknoten, die einen Mann namens Alois Senefelder auf die Idee brachten, eine neue Druckmethode zu erfinden. Ehrgeizig wie der Schauspieler und Theaterschriftsteller war, wollte er eine bessere Alternative zu bisherigen Druckverfahren entwickeln und somit seine eigenen Werke vervielfältigen. Im Jahre 1798 setzte er seine Idee in die Tat um, und der Steindruck, auch Lithografie genannt, war geboren.

Wenn man nun von Lithografie spricht, ist zum einen das Verfahren gemeint, bei dem von einem Stein mit einem seitenverkehrten Bild ein Abzug auf ein geeignetes Papier erstellt wird, und zum anderen ist der Abzug selbst gemeint.

Dieses Verfahren ist das älteste Flachdruckverfahren und gehörte im 19. Jahrhundert zu den beliebtesten Drucktechniken für farbige Drucksachen.

Hier einige Beispiele aus dem Handel:


Signierte Lithografien (kleine Auswahl)

Sunset like the grass hopper flyingSunset like the 
grass hopper flying

Otto Piene 
ca. 429 €

Der Förderturm
Der Förderturm

Karl Ludwig Mordstein - von 1976 
132 €

BoxerBoxer

Rudolf Grossmann - von 1920
600 €



Schlafende Frau
Schlafende Frau
Max Burchartz - von 1919
400 €


Wrapped Trees
Wrapped Trees 
Christo & Jeanne Claude - von 1997
ca. 729 €


Le Wagon De Seconde ClasseLe Wagon De Seconde Classe
Honoré Daumier - von 1864
900 €

Freitag, 25. Mai 2012

Kabarett/Comedy: Die allererste DVD von Olli Schulz

Ein Entertainer erzählt große und kleine Geschichten – ergreifend, ekelig und echt witzig! Eine klasse Stand-up-Show im Berliner Heimathafen Neukölln. Für meine Begriffe ist da mehr Substanz als bei anderen, die man so im Alltag oder TV erlebt.
„SOS – Showman Olli Schulz – Live“, 2012, Turbine Medien / Rough Trade,
StandUp-Show, ca. 95 Minuten + 50 Minuten Bonus: Song: Schmeckt wie P...e riecht (mit Story) (3:37 min),  Song: Der Kleine Bär (2:38 min), Song: Irgendwas fehlt (2:40 min),  Stand Up: Punk und schlechte Laune (2:01 min), Showtrailer “SOS - Showman Oli SchulzP”, Extra-Bonus: Bibi McBenson – die Dokumentation über eine Legende (42 Minuten)

Olli Schulz ist Musiker. Ein Singer-/Songwriter mit Gitarre, der seit 10 Jahren sein Publikum mit einer Melange aus bewegenden, tiefgründigen und aberwitzigen Liedern begeistert. Doch Olli Schulz hat noch eine zweite Seite, die das Publikum auf seinen Konzerten gleichermaßen ehrfürchtig erstarren und in Lachsalven ausbrechen lässt: Er ist ein begnadeter Entertainer und leidenschaftlicher Geschichtenerzähler.
Als überraschenden Geniestreich wollte Olli Schulz nun seine Konzerte „inhaltlich umkehren“, also die Geschichten in den Vordergrund stellen, um diese von seinen Liedern umrahmen zu lassen.
Dieses Experiment entpuppte sich als eine furiose Show, die im Berliner Heimathafen Neukölln ihre Premiere feierte und welche Sie nun auf dieser DVD miterleben können.
Olli Schulz präsentiert sich als Stand-up-Artist in Tradition seiner
amerikanischen Genrevorbilder Louie CK, Larry David und Henry Rollins. Seine Geschichten sind ergreifend ehrlich, eindrucksvoll ekelig und so witzig, dass 90 % der deutschen Comedy-Elite getrost ihre Koffer packen können.
Er plaudert Backstage-Gossip aus, erzählt wie unglamourös ein Musikerleben sein kann und lässt die Zuschauer mit offenen Mündern lauschen wie fein der Grad zwischen Intelligenz und Faulheit, Bewunderung und Gerissenheit oder ergreifender Schönheit und bodenloser Traurigkeit ist.
Schonungslose Grusel-Geschichten des Rock’n’Roll treffen auf haarsträubende Arbeitsberichte aus dem Call Center und werden gekonnt garniert mit Promi-Tratsch über Mando Diao, Sido und Rammstein. Olli Schulz spricht, verzettelt sich, spricht weiter und eröffnet dem Publikum so einen wahnwitzigen Blick seine bizarre, aber bunte Psyche.
Dazwischen greift Olli Schulz immer wieder zur Gitarre und zeigt mit ausgewählten Songs seiner neuen Platte „SOS – Save Olli Schulz“, seiner allerersten Komposition mit 16 (Der Strumpfmaskenmörder) oder Live-Klassikern (Der Rumäne), dass er wesentlich mehr ist als eine extrem schlagfertige Labertasche.
Geschichten muss man erkennen, wenn sie einem passieren. Olli Schulz erkennt sie nicht nur, sie legen sich ihm vor die Füße und wollen aufgesammelt werden.


Wer ist Olli Schulz?
Man kann nicht sagen, er sei ein Spätberufender. Mann könnte eher sagen, Olli Schulz hat seine Hausaufgaben gemacht und vor der eigenen Musikerkarriere die der wirklich Großen studiert.
Vor und hinter der Bühne, im Bus und am Backstageeingang. Olli Schulz begann seine musikalische Ausbildung als pickeliger Specknacken mit einer Schwäche für Lautes und Langhaariges. Metal prägte seine Jugend. Zielbewusst steuerte er in seinen frühen Jahren zwischen Manowar, Metallica und Bruce Springsteen durch pubertäre Depriphasen und der Entdeckung eines Lebensgefühls, in dem vor allem Echtheit und Mächtigkeit zählten.

Die ersten Jahre
Es folgten Ollis Lehr- und Wanderbühnenjahre als Stagehand und Security in seiner Heimatstadt Hamburg. Und sagt man Hamburg, meint man natürlich die harte Schule auf dem Kiez. Da musste Olli durch und lernte, während er die Kotze von Evan Dando aufwischte, von Lou Reed persönlich beleidigt wurde und den Niedergang von Van Halen miterleben durfte aber auch, worauf es bei einer spitzenmäßigen Show, einem echt mal geilen Song und einem bewundernswerten Künstler ankommt. Denn... auch wenn viele diesen Job aus einer Art brutalitätsgesteuerten Profilneurose oder aus Gier nach Geld, Geld und Girls machen, manche wollen einfach nur umsonst auf möglichst viele Konzerte kommen. Und dann sogar immer in der ersten Reihe direkt vor der Bühne stehen. Das wollte Olli Schulz.

Der Musiker
Schon immer komponierte er dabei seine eigenen kleinen Lieder. Der erste richtige „Song ohne Grund“, den der werdende Singer/Songwriter auch als Song akzeptieren konnte landete 2003 auf seiner ersten eigenen Platte „Brichst du mir das Herz, dann brech’ ich dir die Beine“. Zwei Jahre später folgte „Das beige Album“. Obwohl Olli Schulz sich von Anfang an als charmanter Entertainer und witziger Geschichtenerzähler einen Namen gemacht hat, beherrscht und kennt er genauso die melancholische Seite des Lebens, die er auf seinem dritten Album „Warten auf den Bumerang“ (2006) perfektionieren sollte. 2009 folgte das rockende „Es brennt so schön" inklusive dem Hit „Mach den Bibo“, mit dem Olli
Schulz bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest den 5. Platz für Hamburg holte.

Das neue Album „SOS – Save Olli Schulz“
Die 42 Minuten seiner neuen, 2012er Platte „SOS – Save Olli Schulz“ (Trocadero/Indigo) sind ein Geschenk an die Menschheit. Eine Begegnung mit Freunden, Feinden und flüchtigen Bekannten auf unergründetem Boden. Lieder über die ewige Suche nach Liebe ("Irgendwas fehlt", "Wenn es gut ist") begrüßen den Zuhörer genauso wie die Erkenntnis der Vergänglichkeit ("Old Dirty Man", "Ich dachte, Du bist es") oder die Motivation der Orientierungslosen ("Ich kenn da Ein", "Spielerfrau").

Die allererste DVD „SOS – Showman Olli Schulz“

Darauf hat die Welt gewartet, denn eine DVD drängte sich bei seinen Shows
(Konzerte ist maßlos untertrieben) schon lange förmlich auf. Und hier ist sie: die allererste DVD des sagenumwogenen Olli Schulz „SOS - Showman Olli Schulz - Live“ (Turbine, 2012). Der Entertainer der die Eleganz der alten mit der Dreistigkeit der neuen Amüsement-Schule vereint spricht gut und gerne über 100 Minuten und präsentiert seine gesammelten Stand-Up-Storys aus über 10 Jahren Bühnen- und ca. drei Duzend Jahren Lebenserfahrung. Werden Sie Zeuge wie Olli Schulz sich bei seinen Songs verspielt, Geschichten nicht zu Ende erzählt und Halbwahrheiten unters Volk bringt. Aufgenommen wurde der furiose Abend im ehrwürdigen Heimathafen Neukölln, Berlin. Das Ergebnis ist eine Olli Schulz Show ohne doppelten Boden. Wie immer halbgut vorbereitet, vertraute er dabei zuversichtlich auf die Magie der Spontaneität.

Die Allzweckwaffe im TV
Regelmäßig befördert Olli Schulz das Niveau der Grimmepreis-nominierten Show „neo Paradise“ (ZDFneo) in überirdische Höhen. Die Moderatoren Joko und Klaas zählen mittlerweile auf seine spontanen Einsätze und loten dank Olli Schulz die obersten Grenzen der YouTube-Clicks aus. Seine Kolumne „Erotik aus Deutschland“ und seine inzwischen als Meilensteine skurrilen TV-Humors geltenden Einspielfilme wie die „Bunga Bunga Party“ oder „Charles Schulzkowski’s Filmpremierenbesuch“ enthüllen seine wahren „Showman“-Qualitäten. Olli Schulz sorgt im TV gerade wie kein Zweiter für die Neudefinition beziehungsweise konsequente Ausweitung unserer Schamgrenzen.

Der Radiomoderator
Alle gehen zu Facebook – Olli Schulz geht zurück auf die Straße. Jeden zweiten Sonntag ist Olli Schulz mit einem neuen Auftrag für den RBB-Sender radioeins in Berlin und Brandenburg auf Tour. Mit dem Reporter-Mikro sucht er dabei nach persönlichen Gesprächen und überraschende Begegnungen. Er geht auf wütende Punks zu, beruhigt aufgeregte Touristen und spricht mit erstaunlich wortgewandten Kioskbesitzern. Reden statt "posten", lachen statt "liken". Überraschung ist Programm, Scheitern auch. So echt, anders und ehrlich war Radio schon lange nicht mehr.
"Olli Schulz on Tour" – alle zwei Wochen sonntags von 16.00 bis 18.00 Uhr auf radioeins.

www.ollischulz.com
www.facebook.com/meinollischulz

Heidis Gedichtetipps: AUGENBLICK von Nicole Sandfort

Augenblick

Gedanken der Vergangenheit
verseuchen nur die Wirklichkeit,
denn diese liegt im Augenblick
und der währt nur ein kleines Stück.
Das Jetzt ist immer ohne Sorgen,
ja, auch die Zukunft bleibt verborgen.
Drum blick' nicht vor und nicht zurück,
leb' nur den Augenblick im Glück.

Nicole Sandfort (Die besten Gedichte, Frankfurter Bibliothek)

Donnerstag, 24. Mai 2012

Buch für Männer: MÄNNERKÜCHE

Prof. Dr. Bernd Schmitz-Dräger et. al.
MännerKüche
Köstliche Anti-Aging-Rezepte für IHN
VERLAG im KILIAN, 4. Auflage 2009
176 Seiten, Broschur, Euro 14,90



Warum ein Kochbuch speziell für den Mann? Weil die Anti-Aging-Forschung herausgefunden hat, was Männer länger gesund und fit hält. besseres Essen! Vitamine, Mineralstoffe, weg vom Fett, hin zum Sport und die richtige Einstellung! Damit sie nicht mehr – statistisch gesehen – fünf Jahre früher sterben als Frauen. Das Autorenteam kennt sich mit Strategien gegen Männerkrankheiten bestens aus. Männer jeden Alters können sich bei ihnen in Fürth von den Urologen und den Ernährungsberaterinnen der Euromedclinic bei der Umsetzung der Anti-Aging-Forschung in den Alltag anleiten zu lassen. Das tägliche Essen spielt dabei eine große Rolle.

Die „MännerKüche“ liefert 86 köstliche, nach Anti-Aging-Prinzipien zusammengestellte Gerichte: tolle Imbisse, leckere Fischpfannen, saftige Braten und süße Sachen. Schon beim Lesen meint man den Duft mediterraner und fernöstlicher Köstlichkeiten zu riechen. Und beim Anschauen der Fotos möchte man gleich losköcheln. Zu allen Gerichten – und das gab es so noch nie – ist der Präventionswert angegeben. Außerdem ist ein „Lexikon der Prävention“ enthalten mit den wesentlichen Informationen zu den wichtigsten Nahrungsbestandteilen für den Mann. Einkaufstipps und Küchentricks machen den Einsatz in der heimischen Kocharena zum Vergnügen.

Die Versingelung ist ohnehin weit fortgeschritten, es gibt viele alleinlebende Männer mittlerweile. Sie fühlen sich oft wohl dabei, und wer es noch nicht gelernt hat, kann mit diesem Buch zum Beispiel anfangen besser zu kochen und zu essen. Oder schenken Sie Ihrem Freund doch mal so was ... vielleicht kocht er Ihnen auf?

Und das gibt's heute bei mir:

Mini-Ofenkartoffeln mit Lachstartar

Für 2 Personen
  • 12 kleine Kartoffeln
  • 100 g frisches Lachsfilet, ohne Haut
  • 75 g Räucherlachs, ohne Haut
  • 75 g Salatgurke
  • 50 g Zwiebeln
  • ¼ Bund Dill
  • 1 TL grober Dijonsenf
  • 1 TL Sonnenblumenöl
  • Jodsalz
  • weißer Pfeffer
  • ½ TL Zitronensaft (frisch gepresst)
  • 50 g Creme fraiche

1. Kartoffeln gründlich waschen, abtropfen und im Backofen bei 200 Grad (Gas Stufe 3, Umluft 30 Minuten bei 180 Grad) 45 Minuten auf der zweiten Einschubleiste von unten backen, dann kalt werden lassen.

2. Das Lachsfilet in drei Millimeter kleine Würfel schneiden. Auch den Räucherlachs fein würfeln, ebenso die geschälte und entkernte Gurke. Die Zwiebeln pellen, sehr fein würfeln und in einem Sieb kurz kalt abbrausen. Einen Dillzweig zum Garnieren zurücklegen, den restlichen Dill fein hacken. 

3. Senf, Öl, Dill und Zitronensaft in einer Schüssel mischen und mit Salz und Pfeffer würzen. Lachs, Gurke, und Zwiebeln unterheben. Alles im Kühlschrank 20 Minuten durchziehen lassen. 

4. Die abgekühlten Kartoffeln auf einer Seite der Länge nach einschneiden. Den Tartar auf den Kartoffeln verteilen, mit einem Klacks Creme fraiche und etwas Dill garnieren, auf einer Platte anrichten.


Zubereitungszeit: ca. 90 Minuten
Nährwert pro Stück: ca. 95 kcal
Ballaststoffe: 2 g
Zusammensetzung:
Eiweiß: 5g
Kohlenhydrate: 12 g
Fett: 3 g
Cholesterin: 8 mg

Präventionswert:
Vitamin A: 0,02mg
Vitamin B-Komplex: 0,5 mg
Vitamin C (L-Ascorbinsäure): 15 mg
Vitamin D.: 1,4µg
Niacin: 2,3 mg
Kalium: 377 mg
Fluor: 14 µg
plus: Zink, Omega-3-Fettsäuren, Sulfide

Dichterhain: GESTRANDET von Birgit Burkey


Gestrandet


Bei dir kann ich abtauchen,
stranden wie ein U-Boot
auf Meeresgrund.
Ich tanke Sicherheit
in tröstenden Armen
und schwebe gelassen
ans Tageslicht des Lebens.

© Birgit Burkey, Ramstein, 2012, www.rsd-radio.com 

Kalenderblatt: TODESTAG ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFFS

Annette von Droste-Hülshoff (* 10. Januar 1797 auf Burg Hülshoff bei Münster als Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff; † 24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg) gilt als eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen. Der Todestag jährt sich zum 164. Mal.

Die Droste-Hülshoff wuchs mit ihrer Schwester und zwei Brüdern auf. Musisch und dichterisch zu Hause erzogen, bekam sie 1813 Kontakt zum Bökendorfer Kreis (hessische Romantik), dem auch die Brüder Grimm angehörten. Sie lernte ab 1825 u.a. A. W. Schlegel kennen, auch K. Simrock und ihre später langjährigen Freundinnen Sybille Mertens-Schaaffhausen und Adele Schopenhauer. Nach dem Tod des Vaters zog sie 1826 lebte sie mit ihrer Mutter und Schwester in Rüschhaus. 1836 wurde ihr erster Gedichtband quasi halbanonym veröffentlicht. Ab 1838 nahm sie an einem literarischen Kreis der befreundeten Elise Rüdiger in Münster teil, wo sie Levin Schücking traf, der Freund und Förderer und Herausgeber ihres dichterischen Schaffens wurde. Sie arbeitete in dieser Zeit an der »Judenbuche«. Ab 1841/42 entstand auf der Meersburg, wo sie für ihren Schwager Laßberg die Bibliothek ordnete, der Zyklus »Heidebilder«. Durch Vermittlung Schückings wurde ab 1842 die »Judenbuche« in Fortsetzungen in Cottas Morgenblatt veröffentlicht. 1844 erschien ihr zweiter Gedichtband. Vom Honorar erwarb sie ein Anwesen, ihr »Fürstenhäusle«, in der Nähe von Meersburg. Im September 1846 brach sie, körperlich schon sehr geschwächt, noch einmal von Rüschhaus nach Meersburg auf, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Ihr Werk wurde erst dreißig Jahre später von Schücking herausgegeben.
Die Droste 1838, Gemälde von Sprink

Das vierzehnjährige Herz

Er ist so schön! - sein lichtes Haar
Das möcht' ich mit keinem vertauschen,
Wie seidene Fäden so weich und klar,
Wenn zarte Löckchen sich bauschen;
Oft streichl' ich es, dann lacht er traun,
Nennt mich »seine alberne Barbe«;
Es ist nicht schwarz, nicht blond, nicht braun,
Nun ratet, wie nennt sich die Farbe?

Und seine Gebärde ist königlich,
Geht majestätisch zu Herzen,
Zuckt er die Braue, dann fürcht' ich mich,
Und möchte auch weinen vor Schmerzen;
Und wieder seh' ich sein Lächeln blühn,
So klar wie das reine Gewissen,
Da möchte ich gleich auf den Schemel knien,
Und die guten Hände ihm küssen.

Heut' bin ich in aller Frühe erwacht,
Beim ersten Glitzern der Sonnen,
Und habe mich gleich auf die Sohlen gemacht,
Zum Hügel drüben am Bronnen;
Erdbeeren fand ich, glüh wie Rubin,
Schau, wie im Korbe sie lachen!
Die stell' ich ihm nun an das Lager hin,
Da sieht er sie gleich beim Erwachen.

Die Droste auf unserem alten 20-DM-Schein
Ich weiß, er denkt mit dem ersten Blick,
»Das tat meine alberne Barbe!«
Und freundlich streicht er das Haar zurück
Von seiner rühmlichen Narbe,
Ruft mich bei Namen, und zieht mich nah,
Daß Tränen die Augen mir trüben;
Ach, er ist mein herrlicher Vater ja,
Soll ich ihn denn nicht lieben, nicht lieben?