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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 30. November 2013

Fantasien zur Nacht (Film): Raven Blakk Paris 2


RAVEN BLAKK PARIS 2 from Fabrice Bracq

Fantasien zur Nacht (Film): M an average piece von Maria-Clara Villa Lobos


M an average piece von Maria-Clara Villa Lobos

Fantasien zur Nacht (Film): FILM NOIR von Conde Nast


Film Noir von Conde Nast (India)

Fantasien zur Nacht (Film): EROS von Tadeu Jungle


Eros from Tadeu Jungle

Fantasien zur Nacht: MÄDCHENNACHT von Paul Boldt



Mädchennacht

Der Mond ist warm, die Nacht ein Alkohol,
Der rasch erglühend mein Gehirn betrat,
Und deine Nacktheit weht wie der Passat
Trocknend ins Mark.

Du hast ein weißes Fleischkleid angezogen.
Mich hungert so - ich küsse deine Lippen.
Ich reiße dir die Brüste von den Rippen,
Wenn du nicht geil bist!

- Küsse sind Funken, elektrisches Lechzen
Kupferner Lippen, und die Körper knacken!
Mit einem Sprunge sitzt mein Kuss im Nacken
Und frisst dein Bäumen und dein erstes Ächzen.

Und als ich dir die weißen Knie und,
Dein Herz verlangend, allen Körper küsste,
Geriet mein Schröpfkopf unter deine Brüste;
Da drängte sich das Herz an meinen Mund.


Paul Boldt (1886-1921)

Am 1. Advent in Neunkirchen / Saar: Das Jahreskonzert der Stadtkapelle Neunkirchen


„Zauberhaft“ – Das Jahreskonzert
Stadtkapelle Neunkirchen
Sonntag - 01.12.2013 17:00 - Neue Gebläsehalle

„Zauberhaft“ wird es am 01. Dezember 2013 in der neuen Gebläsehalle Neunkirchen beim Jahreskonzert der Stadtkapelle Neunkirchen e.V. Wie der Titel bereits erahnen lässt, entführt das Orchester seine Gäste musikalisch in ganz unterschiedliche, teils magisch wirkende und teils bezaubernde musikalische Welten: Neben klassisch angehauchten Stücken wie „Organ Fugue“ von Johann Sebastian Bach oder dem „Pachelbel Canon“ erwartet die Gäste eine bunte Reise, die auch Zwischenstopps in Aladdins magischer Wunderlampe oder auch im Bannkreis der Hexen aus „Wicked“ parat hält. Auch Evergreens wie „My Way“ oder „Who wants to live forever“ werden die Zuhörer musikalisch verzaubern – neben der bildlichen Untermalung der Musik, die das Entfliehen in zauberhafte Welten noch besser ermöglicht, hält das Orchester für seine Gäste noch weitere Überraschungen bereit.

www.stadtkapelle-neunkirchen.eu

AK: 8€/6 € (erm.)
Tickets nur an der Abendkasse.

Weltmusik: RAGA RAGESHRI, Pt. 3 - Gat, von Ravi Shankar


Weltmusik bei Oppermanns Klangwelten 2013: NGAU JAU auf der Sape


Mathew Ngau (Ngau Jau) ist nicht nur ein Dayak-Kopfjäger aus Sarawak/Borneo, sondern auch ein großer Musiker, Maler und Instrumentenbauer. Ngau Jau spielt hier begleitet von seiner Frau auf dem Zupfinstrument Sape.


1. Advent in Neunkirchen / Saar: Akkordeonkonzert in der Pauluskirche


Konzert in der Kirche
Harmonika Vereinigung Neunkirchen
Sonntag - 01.12.2013 17:00 - Pauluskirche

Die Harmonika Vereinigung Neunkirchen lädt am 1.Advent zum Akkordeonkonzert in die Pauluskirche ein. Vom Barock über Tango bis hin zu zeitgenössischer Musik - alles ist möglich auf diesem vielseitigen Instrument. Bei ihrem Konzert präsentiert die HVN Jugendorchester, Hauptorchester, Solisten und ein neues Ensemble. 2013 nahm das Hauptorchester der HVN als einziger Vertreter des Saarlandes am World Music Festival in Innsbruck mit mehr als 3.300 Teilnehmern aus 16 Nationen teil und stellten sich einer Fachjury. Die 16 Akkordeonisten unter der Leitung von Valerian Helbling erhielten beim 11. Internationalen Wettbewerb für Orchester und Spielgruppen die zweithöchste Auszeichnung. Für die „Suite Humoresque“ von Wolfgang Ruß vergab die Jury 31.3 Punkte in der Oberstufe, was dem Prädikat „ausgezeichnet" entspricht.

www.hvnk.de

AK: 8 €/6 € (ermäßigt)
Karten nur an der Abendkasse.

Weltmusik bei Oppermanns Klangwelten 2013: Sugana Ram mit seiner Ravanattha

Indisch-pakistanische Grenzmusik, der Straßenmusiker SUGANA RAM als Mitglied der unteren Musikkaste, mit beeindruckender Musik und Darbietung. 



Traditionell in Neunkirchen / Saar: MARCEL ADAM


Le beaujolais primeur est arrivé
Marcel Adam
Samstag - 30.11. und Sonntag - 2013 20:30 - Stummsche Reithalle

Ausverkauft, nur noch mit viel Glück an der Abendkasse liegengebliebene Karten


Immer wieder im November ist es soweit: Der „neue Wein“ ist da und mit Marcel Adam gastiert einer der bekanntesten Chansonniers aus dem Saar-Lor-Lux-Raum in der Reithalle. Als Grenzgänger zwischen Lothringen und dem Saarland ist er auf den Bühnen unterwegs. Geschichten, die das Leben schreibt, prägen seine Texte und Melodien, mal humorvoll, mal nachdenklich oder poetisch. Neben bekannten deutschen und französischen Chansonklassikern dürfen sich die Zuhörer auch auf Stücke seiner aktuellen CD „Halleluja!“ freuen. Über 30 Jahre Bühnenerfahrung, auch im Bereich Kabarett und Comedy, machen sein Programm zu einem unvergesslichen Erlebnis. Mit dabei ist auch diesmal seine treue „Équipe“: Christian Di Fantauzzi (Akkordeon, Saxofon und Gesang) und Christian Conrad (Gitarre).

http://www.marcel-adam.de


Weltmusik bei Oppermanns Klangwelten 2013: NAKIBEMBE EMBAIRE GROUP

Hier ist zu sehen, wie einfach das Erdxylophon EMBAIRE gebaut wird, und welche Freude die Musiker 
und das Dorf in Uganda damit haben. 
Die Bühnenfassung klingt wieder anders.

Wie war's bei Rüdiger Oppermanns Klangwelten 2013 in Neunkirchen / Saar



KLANGWELTEN - Das Festival der Weltmusik 2013

Letzten Dienstagabend war Rüdiger Oppermann mit seinen Klangwelten in der Neuen Gebläsehalle Neunkirchen / Saar zu Besuch. Das erste Mal in der großen Halle, die an diesem Abend für etwa 450 Personen bestuhlt war und fast keine leeren Plätze mehr zeigte. Oppermanns Klangwelten haben einen seltenen Charme und einen stark musikethnologischen Charakter. 


Der Meister moderiert 2013 sehr ausführlich sein Programm, um jedem Gast so viele Informationen wie möglich zukommen zu lassen. Auf dem Programm stehen Lieder aus Uganda, Borneo, Pakistan und Indien. Der typisch starke, wuchtige Ethno-Klang steht fast weniger im Zentrum als der Moderator. Mit vielen Details aus dem Alltagsleben der Musiker und ihren Ländern, seinen persönlichen Erfahrungen in den Herkunftsregionen der Künstler und musiktheoretischen Ausführungen zu Bau der Instrumente und Lieder versetzt uns Oppermann in eine zweieinhalbstündige Weltreise hin zur folkloristischen und genuin ursprünglichen Musik. Mit Humor gewürzt schwinden alle Grenzen und bleiben doch die exotischen Eigenheiten der Musiker erhalten. Manchmal spürt man kleine Annäherungen an die Vorführung fremder Länder im Kolonialzeitalter, heute jedoch unter modernsten Kooperationsbedingungen mit Verträgen, Honoraren und eben Eigenständigkeit der beteiligten Musiker ein Akt der Völkerverständigung und des Kulturaustauschs. Aber dieser seit hundert Jahren vergangenen Tradition spürt Oppermann auch nach und möchte auch bald eine Show anbieten von Musiken, die im Kolonialzeitalter beliebt waren und die man bei uns lernen wollte. Wie immer ist er auch selbst an gemeinsamen Titeln beteiligt und spielt seine Harfen zu fremden Instrumenten, als ob es nie andere Kombinationen gegeben hätte.


Zu sehen und zu hören ist die Erdxylophon-Gruppe African Heart Beat vom Stamm der Busoga (aus Uganda) mit zentralafrikanischer Musik auf dem gigantischen Erdxylophon Embaire. Rüdiger Oppermann entdeckte sie bereits 2001. Nach seiner Ansicht sind dies die schnellsten, virtuosesten, präzisesten Xylophon-Spieler in Afrika. Für das riesige, 4,60m lange Instrument wurde ein spezieller Bühnenbau angefertigt. Sechs Männer schlagen den wilden Puls der Erde, singen und tanzen dazu. Eine absolut einmalige Musik. Relativ einförmig, aber eindringlich sich steigernd durch die Geschwindigkeit und Lautstärke, toben die Musiker zur Ekstase hin.

Ganz anders das One-Man-Orchestra des in der Nähe der pakistanischen Wüste lebenden Sugana Ram, dessen Dialekt vom anwesenden Inder nicht immer verstanden wird. Der Musiker mit fein gezwirbeltem Schnurrbart spielt das Folkloreinstrument Ravanattha. Dies ist eine Spießgeige, bestehend aus einem kleinen (Kokos-) Korpus, der an einer langen Stange befestigt ist. Die drei Spielsaiten werden seitlich abgegriffen. Der Streichbogen hat eingebaute Schellen, so dass zusätzlich zur Melodie auch noch eine Glöckchen-Rhythmus-Begleitung entsteht. Der malerisch aussehende Rajastani mit Turban und Pluderhose wirkt wie ein vornehmer Inder, obwohl seine Straßenmusikerzunft unter den klassischen Musikern als primitive Kunst gilt. Er tanzt auch zu seiner Musik und erzeugt dabei zusätzliche Fußschellenklänge. Dazu singt er mit magischer Stimme. Das Instrument hat 16 Resonanzsaiten, so dass ein halliger weiter Klang eingesetzt werden kann, den man dem einfachen Folk-Instrument gar nicht zutraut! Dieser Klang erinnert an die indische Klassik. Die Musik ist aber keine Klassik, sondern eine traditionelle Form der Straßen- und Festmusik, tanzbar, verständlich, einfach. In Neunkirchen ganz oft inbrünstige, malerische und leidenschaftliche Gesänge von Sugana Ram und die Verwendung nur einer Saite.


Begleitet wird er von Jatinder Thakur, einem langjährigen Weggenossen von Oppermann, mit dem er schon mehr Zeit verbracht hat als mit seiner Frau zu Hause. Jatinder Thakur spielt ganz hervorragend die Tablas, feine Rhythmen und wuchtig-mitreißende Klänge. Nach 28 Jahren in Europa hat er sich nun nach Indien zurückgezogen und kommt nur für das KlangWelten-Festival nach Europa! Seit 30 Jahren spielen die beiden Zentralfiguren der Weltmusik zusammen.

Last not least ein Dayak-Kopfjäger vom Stamm der Ngorek (Orang Ulu) auf Borneo. Im Gegensatz zum furchterregenden Image der Ureinwohner Borneos klingt die Musik, die dort gespielt wird, fein, zurückhaltend, empfindsam. Ngau Jau spielt auf dem Zupfinstrument Sape Lieder und Tänze. Er ist in seiner Heimat ein berühmter Mann, der die Renaissance der Sape-Laute eingeleitet hat. Für KlangWelten wird die urtümliche Version des Instruments revitalisiert, mit Saiten aus Lianen-Fasern. Ngau lebt in einem traditionellen Langhaus und ist ein exzellenter Blasrohrschütze, Jäger und Bootsführer. Im Januar 2013 setzte er sich mit seinem Gast Rüdiger Oppermann zusammen, zwischen Grillen, Gongs, Blutegeln, 10-Meter-Krokodilen, Bambusinstrumenten, Lianen und undurchdringlichem Regenwald ... und man begann gemeinsam zu musizieren, an Stücken zu arbeiten sowie an der Rekonstruktion der Ur-Laute. Es fanden sich zwei Brüder im Geiste, trotz unterschiedlichster Lebenskulturen. Ein archaisches Erlebnis. Und kein Kopf musste dran glauben.

Klangwelten sind eine wunderbare Möglichkeit, Gemeinsamkeiten der Menschen in ihren Klängen, Liedern und Einsatz von Musik zu erfahren, bei aller Verschiedenheit und bei aller Andersheit. Es entsteht ein Gefühl von Brüderlichkeit und Friedlichkeit im Raum durch das Anschlagen der Saiten der Seele und der Gefühle, was einen die internationale Sprache der Musik verstehen lässt. Oppermannsche Klangteppiche und -kaskaden sind ein Genuss, in jedem Jahr andere Schwerpunkte und andere Klänge ... und über zwei Stunden Weltreise im Kopf.

AFRICAN HEART BEAT - Embaire/Erdxylophon (Uganda)
SUGANA RAM - Ravanattha (Rajasthan)
NGAU JAU - Sape-Bootslaute (Borneo)
JATINDER THAKUR - Tablas (Indien)
RÜDIGER OPPERMANN - Global Celtic Harp Sounds (EU)

Weltmusik: RAGA RAGESHRI, Pt. 2 - Jor, von Ravi Shankar


Prosa: TEUFELSKINDER (11) - Hinter den Karten (2) - von Jules Amedée Barbey d'Aurevilly



Hinter den Karten


2

»Ich bin in der Provinz im elterlichen Hause aufgewachsen. Mein Vater wohnte in einem Marktflecken, der sich behaglich am Meer hinzieht, zu Füßen der Berge. Ich möchte die Gegend nicht näher bezeichnen. Unweit davon liegt eine kleine Stadt. (Valognes.) Welche ich meine, wird Ihnen sofort klar sein, wenn ich Ihnen sage, daß sie, wenigstens dazumal, ein richtiges altes Adelsnest war. Ich kenne keinen ähnlichen so durch und durch aristokratischen Ort in ganz Frankreich. Vor 1789 rollten fünfzig wappengeschmückte Wagen stolz über das Pflaster des Städtchens, das keine sechstausend Einwohner hatte. Es kam einem vor, als habe sich der Adel aus dem ganzen übrigen Lande, in dem sich von Tag zu Tag das dreiste Bürgertum breiter machte, dorthin zurückgezogen und versammelt, um zu strahlen wie ein Rubin, der noch im Schmelztiegel seinen wunderbaren Glanz behält, bis er mit ihm zugleich verlischt.
Der Adel in jenem Städtchen, seitdem gestorben und verdorben in seinen Vorurteilen, die ich als hohe Kultur bewundere, war unzugänglich wie der Herrgott. Die Schmach jedweder Aristokratie, die Mesalliance, war alldort etwas, was nicht vorkam. Die durch den Umsturz arm gewordenen Töchter dieser Adelsgeschlechter starben stoisch als alte Jungfern. Die Wappen ihrer Ahnen waren ihnen Schutz und Trost für alles. Mein junges Herz entbrannte vor jenen entzückenden und so ernsten Geschöpfen, die wohl wußten, daß ihre Schönheit unnütz war und daß ihnen das Blut umsonst im Busen pochte und die Wangen glühte. Meine dreizehnjährigen Sinne erträumten sich Wunderdinge von dem entsagenden Heldentum der jungen Edeldamen, deren einziges Besitztum ihre Wappenkronen waren, für die sie sich vom ersten Tage ihres Daseins an opferten, würdevoll und schwermütig, wie es Menschen geziemt, die vom Schicksal verdammt sind.
Dieser Adel verkehrte unter sich, indem man sich sagte: ›Wie können wir Bürgerliche bei uns sehen, deren Väter unsere Eltern bei Tisch bedient haben?‹ Sie hatten recht. In solch einer kleinen Stadt war es nicht anders möglich.
Nur etlichen Engländern öffneten sie ihren engen Kreis. Es lebte nämlich im Ort eine Anzahl britischer Familien, angezogen von der Ruhe, den steifen Sitten und dem kühlen Wesen ihrer Bewohner. Es erinnerte sie dies alles an das Spießbürgertum der Kleinstädte ihrer Heimat. Auch die Nähe des Meeres und das für englische Verhältnisse spottbillige Leben verlockte sie. Ihre in England kaum ausreichenden Mittel verdoppelten sich hier gleichsam. Schließlich betrachteten sie die Normandie für ein Vorland Englands, wo man sich sehr wohl für einige Zeit niederlassen konnte.
Die kleinen Misses lernten daselbst ein bißchen Französisch, während sie sich unter den dürftigen Linden des Marktplatzes beim Reifenspiel tummelten. Wenn sie dann achtzehn Jahre alt waren, wanderten sie wieder nach England hinüber, denn die verarmten französischen Edelleute durften nicht daran denken, diese Engländerinnen mit ihrer geringen Mitgift zu heiraten. Das war der Grund, warum die englischen Familien nach sechs bis sieben Jahren wieder fortzogen. Aber es kamen immer wieder neue in die verlassenen Häuser, die ebensolange blieben. So sah man in den Straßen jederzeit die nämliche Zahl Spaziergängerinnen in großkarierten Kleidern, grünen Schleiern und schottischen Umhängen. Diese fremdländischen Gäste waren das einzige Wandelbare in der fürchterlichen Eintönigkeit der kleinen Stadt.
Man spricht häufig und alles mögliche über die Enge des kleinstädtischen Lebens, aber hier war dieses ereignislose Dasein noch armseliger als sonstwo, weil es nicht Klassenkämpfe und Rangstreite gab wie an so vielen kleinen Orten, wo Eifersucht, Haß und gekränkte Eigenliebe einen stummen Haß nähren, der in allerlei Ränken und in jenen kleinen Schurkereien zum Ausbruch zu kommen pflegt, die kein Gesetz bestraft. Hier war der Abstand zwischen Adel und Nichtadel so groß, daß es zu Zwist gar nicht kommen konnte. Zu einem Kampf bedarf es eines gemeinsamen Bodens und gegenseitiger Beziehungen. Beides fehlte hier. Der Adel nahm vom Bürgertum gar keine Kenntnis. Was man auch über ihn reden mochte, er kümmerte sich nicht darum. Er hörte es nicht. Die jungen Leute, die sich hätten beleidigen und aneinandergeraten können, trafen sich nicht an öffentlichen Orten, die durch die Gegenwart von Frauenaugen so leicht zu heißen Kampfgefilden werden. Es gab auch kein Theater; infolgedessen kamen keine Wandertruppen. Und was die Kaffeehäuser anbelangt, so waren das Budiken, in denen nur kleine Leute und Tagediebe verkehrten, allenfalls etliche abgedankte Offiziere, unnütze Trümmer der napoleonischen Zeit. Übrigens waren die Spießbürger bei aller Wut über die mißachtete Formel der Gleichheit ganz wie dereinst unwillkürlich voller Hochachtung vor der adeligen Welt. Es ist mit der vornehmen Geburt wie mit allen Dingen, die Neid und Haß erzeugen: sie übt auf den sie Nichtbesitzenden und Beschimpfenden eine geradezu körperliche Wirkung aus, was vielleicht der beste Beweis ihrer Berechtigung ist. Während des Umschwunges bestreitet der Volksmann diese Wirkung, die er damit also doch empfindet, aber in ruhigen Zeiten unterwirft er sich ihr.
Im Jahre 182* lebte man in solch einer ruhigen Zeit. Der Freigeist war nicht imstande gewesen, dem Königsgedanken den Garaus zu geben. Das monarchische Frankreich, dem das Fallbeil die Brüste abgeschnitten hatte, wiegte sich in der Hoffnung, trotzdem weiterleben zu können und wieder zu genesen. Es merkte nicht, daß es aber doch dem sicheren Tode verfallen war.
In der Ihnen geschilderten Kleinstadt herrschte in den Jahren des wiederauferstandenen Königtums tiefe Grabesruhe. Eine Frömmlergesellschaft hatte sich in den vornehmen Adelskreis eingeschlichen und die letzten Regungen der Lebenslust getilgt. Selbst die Jugend tanzte nicht mehr. Bälle waren als Gelegenheiten der Verderbnis verpönt. Die jungen Mädchen trugen Missionskreuze an den Halskrausen und bildeten einen Betschwesternklub. Der Ernst, mit dem dieser Blödsinn ausgeübt ward, war zum Lachen. Nur wagte kein Mensch, sich darüber lustig zu machen. Sobald bei den geselligen Zusammenkünften die vier Whisttische für die alten Damen und Herren und die beiden Ecartétische für die jungen Leute aufgestellt waren, zogen sich die jungen Damen zurück und setzten sich in einer Ecke zu einer schweigsamen Gruppe {schweigsam, soweit weibliche Wesen schweigen können!)zusammen, um sich im Flüsterton zu unterhalten, das heißt, sich unsäglich zu langweilen. Steif und förmlich hockten sie beieinander, in Widerspruch zu ihren anmutigen Gestalten, dem leuchtenden Rosa und Lila ihrer Kleider und dem Flattern der Spitzen und Bände um Busen und Hals.«


Alle bisherigen Teufelskinder-Geschichten                       Fortsetzung folgt

Weltmusik: RAGA RAGESHRI, Pt. 1 - Alap, von Ravi Shankar


Dichterhain: den maßstab vergrößern von Andreas Noga


den maßstab vergrößern

aus der sicht des universums
ist die erde nur eine blaue zelle
die sich um sich selbst dreht

menschen kann es sich nicht vorstellen
sie sind da die darauf wartet
entschlüsselt zu werden fragt sich

von wem


(c) Andreas Noga, aus: Lücken im Lärm

Freitag, 29. November 2013

Fantasien zur Nacht (Musikvideo): Fuck U All The Time von JEREMIH


Jeremih - Fuck U All The Time (Shlohmo Remix)

Fantasien zur Nacht (Film): Shooting mit Saju auf Mallorca


Frauen kämpfen um Mitbestimmung und Frieden in Sierra Leone (Video)


30% (Women and Politics in Sierra Leone) from Anna Cady

Good Sounds (Urban/HipHop): OTHER SIDE OF LOVE von Sean Paul


Am 13.12. in Bad Bergzabern: Der FREITAGSKRIMI mit Gina Greifenstein


Der Freitagskrimi

Der FREITAGSKRIMI mit Gina Greifenstein
Kurze Krimis und 1 Glas Wein + herzhafte Leckerei immer am 2. Freitag des Monats
Tatort: Hotel Petronella, Kurtalstraße 47, 76887 Bad Bergzabern
Reservierung unter: 06343 / 700110
Schutzgebühr: 18,00 Euro pro Person.

13.12.2013
ab 20:00 Uhr

Weitere Informationen unter
Hotel Petronella
Kurtalstraße 47
76887 Bad Bergzabern
Tel: (0049) 6343 70010
Fax: (0049) 6343 700111
info@petronella-hotel.de
www.hotel-petronella.de

Good Sounds (Urban/HipHop): CHILDREN OF THE SUN von Tinie Tempah


Heute Klangschalenmeditation in Bad Dürkheim


Klangschalen-Meditation

Nahrung für die Seele. Durch die Schwingungen der Klangschalen kommen Körper, Geist und Seele wieder in Einklang. Frau Gisela Arlt bringt Ihre Zellen zum Schwingen. Anmeldung erforderlich!...http://bad-dürkheimer-salzgrotte.de

12 € pro Person
Ort: Bad Dürkheim, Bad Dürkheimer Salzgrotte

29.11.2013
ab 16:00 Uhr
06.12.2013
ab 16:00 Uhr
13.12.2013
ab 16:00 Uhr
20.12.2013
ab 16:00 Uhr
27.12.2013
ab 16:00 Uhr

Weitere Informationen unter Bad Dürkheimer Salzgrotte
Kurgartenstr. 17a
67098 Bad Dürkheim
Tel: (0049) 06322-9559334
duew-salzgrotte@t-online.de

Good Sounds: JAMBALAYA von Casper


Adventaktion für Eltern und ihre Kinder in Kaiserslautern: „abgeben und einkaufen“ – Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern


Kreativ die Weihnachtszeit verbringen: Kinderworkshops im Advent


Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern bietet eine neue Aktion für Eltern an: Unter dem Motto „drop & shop“ („abgeben & einkaufen“) können Kinder ab dem Vorschulalter an den ersten drei Adventsamstagen (30. November sowie 7. und 14. Dezember) von 10 bis 13 Uhr Kreativworkshops besuchen. Sie bieten den jungen Museumsgästen die Möglichkeit, Weihnachtskarten zu gestalten, Himmelsbilder zu entwerfen und Winterbilder zu drucken, während sich die Eltern entspannt auf die Festtage vorbereiten können. Das Museum des Bezirksverbands Pfalz richtet die Aktion in Kooperation mit dem Verein der Freunde des mpk aus, der mit seinem temporären Café für einen generationenübergreifenden Ausklang am Nachmittag sorgt. Eine Anmeldung zu den Workshops ist bis Mittwoch vor dem jeweiligen Samstag erforderlich (Telefon 0631 3647-205 oder info@mpk.bv-pfalz); der Unkostenbeitrag beträgt fünf Euro pro Kind.

Good Sounds: TOTEN MANNS DISCO / Fettes Brot


Wie funktioniert das (Video)? I N F L A T I O N


Good Sounds (Urban/Rap): BITTE BITTE von Rakede


Dichterhain: 16 JAHRE von Artem Zolotarov


16 Jahre

Haltestellen flackern schimmrig
in den Nähten ohne Dach.
Trübe Scheiben, harter Sitzplatz,
und das Brummen hält sie wach.

Sie kann lange nicht mehr hoffen,
denn sie kennt die Welt zu gut.
Ewig ist sie schon alleine.
Angst vorm Tod gibt Lebensmut.

Sie war schön, ihr Körper lockte
viele Männer mit viel Geld.
Jetzt hängt schlaff ein roter Pulli
am Skelett, das ihn noch hält.

16 Jahre, wirre Träume,
keine Grenzen, auf und weg.
Aufgewacht in nassen Gossen,
durch die Adern fließt jetzt Crack.

Und die Männer, die jetzt kommen,
haben immer noch viel Geld,
doch bekommt sie keine Achtung,
stumpfer Trieb regiert die Welt.

Wenn der Mond scheint in den Nächten,
dann fließt wieder etwas Mut.
Sie kann fliegen und kann tanzen,
denn ihr Glück spritzt sie ins Blut.

Diese Scheiben trüben alles,
und die Lampe flackert auf.
Schließt die Augen sie vom Weinen,
wird sie 16, bleibt zu Haus.

Diese Jugend, diese Jahre,
sie sind weg und keiner weiß,
ob die Zeit, die wir noch haben,
wieder so wird, wie zu Haus.

Weiter laufen, weiter kriechen, weiterkommen, irgendwie.
Wir verrecken, wie wir leben,
leise lacht die Ironie.

Wieder stumpfes Wiederkehren,
von der Arbeit, die er hasst.
Wiederholt er diese Dinge,
immer wieder ohne Hast.

In der Wohnung auch dasselbe.
Essen, Schlafen, Surfen durch
abenteuerreiche Welten.
Große Schlachten ohne Furcht.

Und im Bett, da ist er einsam.
Diese Stille frisst ihn auf.
In der Welt der schneller Liebe,
kennt er Nähe nur durch Kauf.

16 Jahre, keine Sorgen,
keine Pflichten, warmes Haus.
Ausgezogen in die Ferne.
Außen Mann, doch innen Maus.

Keine Freunde, nur Kollegen.
Keine Liebe, nur der Druck.
Er bewegt sich auf die Schienen.
Keiner mehr, der ihn bespuckt.

In den letzten Augenblicken
seines endlos langen Laufs
schließt die Augen er vom Weinen.
Wird er 16, bleibt zu Haus.

Diese Jugend, diese Jahre.
Sie sind weg und keiner weiß,
ob die Zeit, die wir noch haben,
wieder so wird, wie zu Haus.

Weiter laufen, weiter kriechen, weiterkommen, irgendwie.
Wir verrecken, wie wir leben,
leise lacht die Ironie.

Diese Menschen sterben elend,
durch die Waffe seiner Hand.
In den Nächten träumt er wieder
von dem Blut im Wüstensand.

Dient er folgsam seiner Heimat.
Tötet er den Feind, das Kind.
Weiß er nicht, ob Gott ihm zusieht.
Schüsse, Schreie, stummer Wind.

Ob es Sinn macht hier zu denken,
fragt er sich schon lang nicht mehr.
Keine Fragen, die ihn quälen.
Er ist folgsam, stumpf und leer.

Seine Frau wartet nicht mehr.
Sie ist weg, Melissa auch.
Dieser Weg nahm ihm die Hoffnung.
Keiner mehr, der ihn noch braucht.

16 Jahre, heißer Sommer.
Footballspielen mit dem Dad.
Er wollt dienen seiner Flagge.
Blutet nun im Lazarett.

Diese Nacht wird es entscheiden.

Er steht auf und nimmt den Lauf
seiner Waffe, lädt sie leise,
keine Zweifel flackern auf.

Und als Ruhe ihn durchflutet,
vor den Augen läuft der Film
seiner Jugend, jener Tage,
als er glaubte an den Sinn.

Trübe Scheiben, kalte Schienen
und der letzte Schuss im Lauf.
Schließt die Augen, du vom Weinen
werde 16, bleib zu Haus.

Diese Jugend, diese Jahre.
Sie sind weg und keiner weiß,
ob die Zeit, die wir noch haben,
wieder so wird, wie zu Haus.

Weiter laufen, weiter kriechen, weiterkommen, irgendwie.
Wir verrecken, wie wir leben,
leise lacht die Ironie.

Donnerstag, 28. November 2013

In Karlsruhe heute Abend: Eure Mütter (Comedians)

Eure Mütter

Bild

''Bloß nicht menstruieren jetzt!''
28. November 2013, 20 Uhr
Ort: Kulturzentrum Tollhaus
Kartenverkauf:
telefonische Karteninfo: 0721-964050 http://www.tollhaus.de
Kurz vor der Jahrtausendwende haben sie die Gruppe Eure Mütter gegründet, heute gehören Andi Kraus, Don Svezia und Matze Weinmann zu den erfolgreichsten Live-Comedians Deutschlands. In ihrem nagelneuen Programm ''Bloß nicht menstruieren jetzt!'' präsentieren sie eingängige, clever getextete Songs und skurrile Sketche.

Jetzt ab 15 Uhr in Karlsruhe: Schöne Bescherung, Olchis!

Schöne Bescherung, Olchis!

Alle Jahre wieder – Tannenbaum schmücken, Geschenke einwickeln, Plätzchen backen und Weihnachtslieder singen – So ist es überall. Außer bei den Olchis! Die Olchis stinken, können sich nicht benehmen und leben im Müll. Und sie feiern Weihnachten ganz anders: Am Baum hängen Fischgräten, die Plätzchen sind verkohlt und in der Stillen Nacht wird ordentlich Krach gemacht.

Ein muffelfurzteuflischer Spass für Kinder ab 5 und ihre weihnachtsgestressten Eltern.

Regie: Carsten Dittrich
Spiel: Friederike Krahl
Ausst.: Vera Kniss

marotte figurentheater

Good Sounds (Rap): RAP GOD / Eminem


Lesestoff: ERIKA MUSTERMANN von Robert Löhr (Die Piraten-Partei in einem Roman)


„Raubkopierer, Rollenspieler, Hacker und Autisten, Stotterer, Stammler und Lispler, hautkranke, pockennarbige Modemuffel mit nerdigen T-Shirts in XL, infantile Zyniker mit Arme-Leute-Sarkasmus und peinlichen Amerikanismen, chronisch untervögelte Eremiten und besserwisserische Fachidioten mit einer Sprache, die von vorne bis hinten nur aus Codes, Insidern und Abkürzungen besteht; die vor allem über ihre eigenen Witze lachen oder über zumindest solche, die sie schon kennen. Und weißt du, was das Geilste daran ist? Dass diese Freaks die Welt ändern werden.“


Robert Löhr
Erika Mustermann
Roman, 224 Seiten, Klappenbroschur. 

Friederike (Grüne) verabscheut die Piraten: Raubkopierer, Rollenspieler und Einzelgänger, die sich den Teufel um die Umwelt scheren, solange das Netz nur frei bleibt. Also startet sie einen Feldzug gegen die Piratenpartei. Ihr erstes Opfer: Volker Plauschenat, der harmloseste der 15 Berliner Abgeordneten. Aber je tiefer Friederike in dessen Keller nach Leichen buddelt, desto mehr lernt sie das piratische Paralleluniversum schätzen. Und als sie erst ihr Herz an einen dieser Freaks verliert, wird es verdammt schwer, wieder von Bord zu gehen …

Mit »Erika Mustermann« gelingt Robert Löhr zweierlei: ein geschliffenes Portrait von Parlamentariern und Basis in der Hauptstadt der Orientierungslosigkeit. Und der erste Roman über eine Partei, die entweder das langersehnte Update des Systems ist – oder das hellste politische Strohfeuer unserer Zeit.

Robert Löhr, geboren 1973, Journalist und Drehbuchautor, lebt in seiner Geburtsstadt Berlin. Neben zahlreichen Filmskripten und Theaterstücken verfasste er die Romane »Der Schachautomat«, »Das Erlkönig-Manöver«, »Das Hamlet-Komplott« und »Krieg der Sänger«. Seine Bücher sind in 25 Sprachen übersetzt.







Good Sounds (HipHop): CAN'T HOLD US / Macklemore & Ryan Lewis


Am 4.12.13 in Kaiserslautern: Die Wittelsbacher am Rhein (Vortrag)

Ölgemälde aus München zurzeit in Mannheim zu sehen: 
Kurfürst Ruprecht III. mit seiner Gemahlin Elisabeth


Die Wittelsbacher am Rhein

Vortrag im Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde

Mit dem Thema „Die Wittelsbacher am Rhein – Die Kurpfalz und Europa“ beschäftigt sich Dr. Alexander Schubert, wissenschaftlicher Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen, in seinem Vortrag am Mittwoch, 4. Dezember, um 19.30 Uhr im Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern, Benzinoring 6 (Eintritt frei). Im Jahr 1214 übertrug der Staufer Friedrich II. die Pfalzgrafschaft bei Rhein an die Familie der Wittelsbacher. 600 Jahre regierte die Dynastie fortan in der Kurpfalz. Die rheinischen Wittelsbacher avancierten zu Kurfürsten und stellten unter König Ruprecht sogar für gewisse Zeit die Spitze des Heiligen Römischen Reichs. Sie nahmen Anteil an den großen europäischen Entwicklungen und hinterließen beeindruckende Spuren in Kunst und Kultur.

Zum 800. Jubiläum des Regierungsantritts der Wittelsbacher am Rhein feiert die Rhein-Neckar-Region das Wittelsbacherjahr an 46 Orten. Höhepunkt ist die große Doppelausstellung „Die Wittelsbacher am Rhein. Die Kurpfalz und Europa“, die noch bis zum 2. März im Museum Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen und im Barockschloss der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zu sehen ist. Zahlreiche Pretiosen, darunter die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gekürte Goldene Bulle, der goldene Reichsapfel des Winterkönigs Friedrich V. und eine kostbare Alabaster-Statue des Kurfürsten Ottheinreich aus dem Louvre wurden an den Ausstellungsorten zu einem einmaligen Ensemble zusammengeführt. Projektleiter Dr. Alexander Schubert will mit seinem Vortrag auf den Besuch dieser kulturgeschichtlichen Ausstellung einstimmen und bietet Einblicke in ansonsten eher verborgene Abläufe des Großprojekts. Weitere Informationen unter www.wittelsbacher2013.de

Good Sounds (HipHop): HOLY GRAIL / Jay Z + Justin Timberlake


Bei Piper im Frühjahr 2014: Allmählich wird es Tag von Franka Potente

Franka Potente

Franka Potente
Allmählich wird es Tag
Roman
ET: 10.03.2014

Nach ihrem viel gelobten literarischen Storyband »Zehn« legt Franka Potente ihren ersten Roman vor – es ist das radikale, wütende Selbstporträt ihres Helden Tim Wilkins, dem die Finanzkrise seine Arbeit und die eigene Sprachlosigkeit seine Frau Liz nehmen, bevor er anfängt, sein Leben zu hinterfragen.

Franka Potente gehört seit ihrer Titelrolle in Tom Tykwers »Lola rennt« zu den international gefragtesten deutschen Schauspielerinnen. Sie trat unter anderen in »Die Bourne Identität« und in der Literaturverfilmung von »Elementarteilchen« auf. Franka Potente lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in den USA.

Good Sounds (HipHop): THE MONSTER / Eminem + Rihanna


Prosa: TEUFELSKINDER (10) - Hinter den Karten (1) - von Jules Amedée Barbey d'Aurevilly


Hinter den Karten

1
Im vorigen Sommer war ich eines Abends Gast der Baronin von Mascranny, einer jener Pariserinnen, die den altfranzösischen Feingeist über alles schätzen und dem geringen Überrest, der davon in unseren Tagen noch zu finden ist, die beiden Flügeltüren (eine genügt leider) ihrer Salons weit öffnen. Bekanntlich hat sich diese rare Sache vor nun schon beträchtlicher Zeit in ein grobes Ungeheuer verwandelt, das man »Intelligenz« benennt.
Die Familie Mascranny ist uralt und hochvornehm. Ihr Wappen ist von dem und jenem europäischen Herrscher mit Ehrenstücken bereichert worden, in Anerkennung von Diensten, die sie ihnen in den früheren Zeitläuften der Geschichte geleistet haben. Wenn die heutigen Fürsten nicht von ganz anderen Geschäften so arg in Anspruch genommen wären, hätten sie Anlaß, dieses schon so vielfach ausgezeichnete Wappen mit einer weiteren Zier zu schmücken, zum Lohn für die wirklich heldenhafte Art, mit der sich die Baronin um die Erhaltung der Plauderkunst im alten Sinne bemüht, dieses verlorenen Erbes nichtstuender Edelmenschen aus der Kultur der absoluten Monarchie. Wahrhaft geistreich und von echt adeligem Wesen, ist es Frau von Mascranny geglückt, ihr Heim zu einer Zufluchtsstätte der köstlichen Plauderei von ehedem zu machen, die vor dem Krämergeschwätz und dem Nützlichkeitsgerede unserer Zeit wer weiß wohin auswandern mußte. Bei ihr kann man den Geist des Ancien régime allabendlich noch finden, bis er eines Tages auch hier verstummen wird. Hier singt er sozusagen sein Schwanenlied. Treu der Überlieferung aus großen Tagen macht sich diese Plauderkunst nicht in leeren Redensarten breit, und Alleinreden ist geradezu etwas Unbekanntes. Nichts gemahnt an die Tageszeitung oder an das Parlament, diese beiden gemeinen Hauptstätten des neuzeitlichen Gedankenergusses. Hier perlt Witz und Geist in entzückenden, zuweilen tiefsinnigen, immer aber knappen Bemerkungen, oft nur in der besonderen Betonung eines einzigen Wortes oder gar nur in einer leichten alles sagenden Gebärde. In diesem begnadeten Salon habe ich zum ersten Male eine Macht kennengelernt, die man anderswo kaum ahnt, die Macht der Einsilbigkeit. Hier versteht man es, seine Antwort oder einen Zwischenruf mit einem einzigen Wörtchen zu geben, und zwar mit noch höherem Geschick als die Königin des kurzen Worts auf der Bühne, Mademoiselle Mars. Wenn sie in der Vorstadt Saint-Germain erscheinen könnte, wäre sie rasch entthront, denn die Damen der großen Gesellschaft verfügen über unendlich feinere Künste als eine Schauspielerin, die klassische Komödiengestalten verkörpert.
An jenem Abend machte man eine Ausnahme. Die Stimmung gab Einsilbern das Feld nicht frei. Als ich kam, sah ich eine Menge Leute bei der Baronin, ihre sogenannten Getreuen, und die Unterhaltung war wie stets voll Schwung und Leben. Wie fremdländische Blumen in Jaspisvasen auf hohen Sockeln, so nahmen sich die Gäste dieses Hauses aus. Engländer, Polen, Russen waren darunter, aber allesamt doch Franzosen, in ihrer Sprache, Lebensart und Weltanschauung. Auf einer gewissen Höhe der Gesittung ähneln sich die Menschen der ganzen Erde.
Es war gerade die Rede von Romanen. Ich weiß nicht, wie man just darauf gekommen war; denn über Romane sprechen, bedeutet, daß jeder von seinem eigenen Leben redet. Es braucht wohl nicht betont zu werden, daß man in solch einem Kreise von Weltkindern keine literarischen Schulmeistereien erwog. Das Wesen der Dinge, nicht ihre Form, galt hier als Reiz. Diese überlegenen Sittenrichter, diese vielseitigen Kenner der Leidenschaft und des Lebens, deren tiefe Erfahrungen sich hinter lässigen Worten und zerstreuten Mienen verbargen, sahen im Romane nichts als einen Spiegel des Tuns und Treibens der Menschen. Aber was ist ein Roman im Grunde auch anderes?
Übrigens mußte man schon eine Weile über diesen Gegenstand gesprochen haben, denn in ihren Gesichtern leuchteten bereits die Seelen. Die angeregten Geister moussierten. Nur drei oder vier der Anwesenden verhielten sich schweigend, die Stirn gesenkt, den Blick versonnen auf den beringten Händen, die über den Knien ruhten, vielleicht in Versuche verloren, einer Träumerei Gestalt zu geben, was ebenso schwer ist, wie ein Gefühl zu vergeistigen.
Die Aufmerksamkeit war dermaßen auf einen Punkt gerichtet, daß ich mich unbemerkt einschlicht und hinter dem glattschimmernden Nacken der schönen Gräfin von Damnaglia Platz fand, die, ihre Lippen an den Saum ihres zusammengeklappten Fächers gedrückt, aufmerksam lauschte wie alle die anderen. Hier wußte man, daß Zuhören Genuß ist. Es begann zu dunkeln. In das Rot des Tages rieselte Abenddämmerung wie in ein glückliches Leben. Man saß im Kreise, und die Herren und Damen in ihrer verschiedenen losen, aber achtsamen Haltung formten im Halblicht des Raumes gleichsam die Glieder eines Kranzes, einer lebendigen Armkette; und die Herrin des Hauses mit ihrem Ägypterinnenprofil, auf ihrem Liegesitz hingestreckt wie Kleopatra, bildete das Schlußstück. In einer offenen Glastür leuchtete ein Stück Himmel über dem Balkon, auf dem ein paar Menschen standen. Die Luft war so rein und klar und unten der Quay d'Orsay so still, daß man draußen jedes drinnen gesprochene Wort ganz deutlich vernahm, trotz der venezianischen Vorhänge, die den schwingenden Metallklang der redenden Stimme einfingen und dämpften. Sowie ich den Sprecher erkannte, dünkte mich die allgemeine Spannung nicht mehr erstaunlich. Sie war keine bloße Höflichkeit. Und auch das Wagnis, gegen den erlesenen Geschmack des Hauses einmal länger das Wort zu behalten, war mir jetzt nicht weiter wunderbar.
Es redete nämlich der blendendste Plauderer im Reiche dieser Kunst, übrigens ein Meister in noch anderen Dingen. Wenigstens raunten die Klatschbasen oder die Verleumder – wer vermag dieses schlimme Paar auseinanderzuhalten? – einander zu, er sei der Held so mancher seltsamen Geschichte, die er hier wohlweislich nicht zum besten gäbe.
»Die schönsten Romane des Lebens«, sagte er gerade, als ich mich hinter der Gräfin auf meiner Sofaecke niederließ, »sind wirkliche Geschehnisse, die man im Vorübergehen mit dem Ellbogen oder gar mit dem Fuß streift. Wir alle haben deren miterlebt. Romane ereignen sich allerorts, während an der Weltgeschichte teilzunehmen nicht jedem widerfährt. Ich meine nun nicht jene gewaltsamen Schicksalsschläge, jene Tragödien, die kühne übergroße Leidenschaft vor der Nase der ehrbaren öffentlichen Meinung aufführt. Nein, ganz abgesehen von solchen seltenen sensationellen Fällen, die unsere ehedem nur heuchlerische, heutzutage auch noch feige Gesellschaft hin und wieder aufregen, gibt es wohl niemanden unter uns, der nicht einmal Zeuge gewesen wäre des heimlichen und rätselhaften Waltens der Gefühle und Leidenschaften, die dort ein Herz brechen und da ein ganzes Menschenleben vernichten, ohne daß man mehr vernommen hätte als einen dumpfen Laut, den die Welt überhört oder überschreit. Wo man deren Vorgänge am wenigsten vermutet, da geschehen sie. Als ich noch ein kleiner Junge war, habe ich gesehen, nein, besser gesagt, geahnt und erraten, wie sich solch ein grausiges furchtbares Drama im geheimen abspielte, obgleich die Mitspieler tagtäglich vor aller Augen standen. Es war eine blutige Komödie – um mich Pascals Ausdrucks zu bedienen – hinter einem dichten Vorhang, dem Vorhang des häuslichen Lebens. Das wenige, das sich von solchen Vorgängen der Außenwelt offenbart, ist düsterer und macht tieferen Eindruck auf uns, im Augenblick wie in der Erinnerung, als ein ganzes Trauerspiel, das sich offen vor unseren Augen abrollt. Das, was wir nicht wissen, verhundertfacht ja die Wirkung dessen, was wir wissen. Ist es nicht so? Ich bilde mir ein: Die Hölle, mit einem Male überschaut, kann lange nicht so gräßlich sein wie ein Einblick in sie, getan durch ein Kellerloch.«
Hier machte der Erzähler eine kleine Pause. Vielleicht erwartete er Widerspruch, aber er fand auf aller Gesichter nichts denn die größte Spannung. Die junge Sibylle von Mascranny, die ihrer Mutter zu Füßen kauerte, schmiegte sich näher an sie, zusammenschauernd, als sei ihr eine Natter zwischen den kleinen Mädchenbrüsten und dem Mieder durchgeschlüpft.
»Mutter«, flüsterte sie mit der Unbekümmertheit eines verwöhnten Kindes, das zur Tyrannin erzogen wurde. »Sag ihm, er soll uns keine so gruselige Geschichte erzählen!«
»Wenn Sie es wünschen, gnädiges Fräulein, so höre ich auf!« erklärte der noch Schweigende, der die Worte vernommen hatte, die bei allem Freimut doch zart und kindlich klangen. In der Nähe dieser jungen Seele lebend, kannte er ihre Neugier und ihre Furcht. Sie empfand vor allem, was ihr entgegentrat, eine eigentümliche seelische Erregung, ähnlich der, die man körperlich hat, wenn man den Fuß in ein kaltes Bad setzt und man mehr und mehr den Atem verliert, je tiefer man taucht.
Die Baronin strich mit der Hand liebkosend über den Scheitel ihrer so frühreif-nachdenklichen Tochter und sagte:
»Sibylle erkühnt sich wohl nicht, meinen Gästen das Wort zu entziehen. Wenn sie sich fürchtet, so steht ihr das Mittel der Ängstlichen zu Gebote: davonzulaufen!«
Aber das launische kleine Mädchen, ebenso begierig auf die Geschichte wie ihre Mutter, entfloh nicht, sondern richtete sich auf. Ihr magerer Körper bebte vor banger Erwartung, und ihre grundlosen schwarzen Augen hefteten sich auf den Erzähler wie auf einen schrecklichen Abgrund.
»Jetzt wird aber erzählt!« rief Fräulein Sophie von Revistal mit einem strahlenden Blick ihrer braunen Augen, die trotz ihres feuchten Schimmers verteufelt flammten, auf den Zögernden. »Fangen Sie an! Wir sind alle Ohr!«
Und er begann. Ich will mir Mühe geben, die Geschichte nachzuerzählen, wenngleich ich natürlich die Schatten und Lichter der Stimme und die Gebärden des Erzählers nicht wiedergeben kann, ebensowenig wie die starke Wirkung, die er auf alle Anwesenden ausübte.


Alle bisherigen Teufelskinder-Geschichten                       Fortsetzung folgt

Mittwoch, 27. November 2013

Video: A HANDFUL OF MYANMAR (Burma)


A handful of Myanmar from Berta upe Tilmantaitė

Good Sounds: WAGON WHEEL / Old Crow Medicine Show

Wollen von ihrer Mama geschaukelt werden ...

Im Anrollen: Passend zu Fack Ju Göthe für dieselbe Zielgruppe die Antworten auf faktastische Fragen ...

Verrückt, verblüffend, faktastisch!

 Nilpferde furzen durch den Mund. 
Einfach faktastisch!

Fakten sind fantastisch, 
faktastisch um genau zu sein!

Dabei muten die Informationen in diesem Buch
aus dem Riva Verlag zunächst vielleicht skurril 
und unnütz an – aber falsch gedacht.
Das Wissen, das hier 
zusammengetragen wurde, 
soll  unglaubliche Bandbreite zeigen,
und gleichzeitig 
auch noch unterhaltsam sein.
Hätten Sie gewusst, dass Sackhüpfen im Jahre
1904 eine olympische Disziplin war, Giraffen in der
Regel bisexuell sind und dass es in York einem
Schotten an jedem Tag gestattet ist, einen anderen
Schotten mit Pfeil und Bogen zu erschießen, außer
an Sonntagen? Nein? Dann bringen Sie Ihr Wissen
auf einen faktastischen neuen Stand – ganz ohne
langweiliges Pauken von öden Weisheiten. Denn
dieses Buch vereint Witz mit neuem, nicht immer
ganz unnützem Wissen und sorgt für viel Verblüffung
und hoffentlich ganz viel Spaß.