SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Posts mit dem Label CSU werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label CSU werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 25. März 2024

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #35: Diesen Newsletter gibt es nicht (Bis Mitte April!)

Foto: Dominik Reichenbach / Artwork: Claus Piffl



Diesen Newsletter gibt es nicht


Nein, ich schreibe das nicht.

Ich sag's gleich, ich werde mich jetzt nicht dazu äußern. 

Zu diesem Wahlergebnis. Schließlich ist ja Superwahljahr. Alle drei Tage wird irgendwo gewählt: Senegal, Slowakei, Salzburg. Dazwischen wird Donald Trump gepfändet. Wobei von all diesen Wahlgängen Salzburg fraglos der wichtigste ist, weil ich dort schon mal war.

Und weil man dort jetzt aufatmet, dass kein Kommunist Bürgermeister geworden ist. 

Man stelle sich das vor, dann hätte es zu den Salzburger Festspielen womöglich „Das rote Rössl vom Wolfgangsee“ zu sehen gegeben. Und die Besucher der Festspiele, die ja sozialen Randgruppen zuzurechnen sind (Geldadel, Industriemagnaten, Finanzjongleure und ähnlich fragwürdige Berufszweige), hätten nicht schlecht geschaut, wenn die Eröffnungsrede der städtische Volkskommissar für Erbauung und Propaganda gehalten hätte. Und er hätte im Schatten der Felsenreitschule womöglich über Umverteilung gesprochen und ökonomische Vergesellschaftung und am Schluss hätte er den schön zurecht gezurrten Gesichter mit ihren Lederhäuten, die immer so aussehen, als wären sie von Brathendln geklaut, erklärt, dass all ihre Automobile nun der Stadt gehörten und sie nun mit der Bahn in ihre unzugänglichen Feriendomizilen in Oberbayern, Tirol oder den Pinzgau zurückkehren könnten. 

Und erst da wäre den besuchten Betuchern… nein, umgekehrt… also erst da wäre den Kulturpublikum spielenden Geschäftsleuten samt Anhang aufgefallen, dass im Ruf „Je-Der-Maaaaan“ immer schon so ein dunkelroter Unterton mitgeschwungen war.

Und all das passiert nun… nicht.

Was aber sicher ist, was in Deutschland passieren wird. Denn in Germanien wird ab 1. April wohl sehr viel gekifft werden. Wozu? Zu Recht. 

Anlass sich die Birne weg zu ballern gibt’s ja genug. Und weil die Union gar nicht weiß, was sie dagegen tun soll, dass jetzt Drogen straffrei konsumiert werden dürfen, ist die CSU nach acht Weißbier, drei Hellen und 27 Schnaps der Marke „isgsund“ pro Person auf die geniale Idee gekommen, als Reaktion auf die globalen Probleme wie Klimawandel und Kriegsgefahr endlich das Gendern zu verbieten. Eine brillante Idee. Damit ist das Thema erledigt. Jetzt kann man sich in Bayern wirklich wichtigen Themen widmen: Erbschafts- und Vermögenssteuer, Ausbau der Bahn, Bildungspolitik und - Kampf den Drogen! - pandemischer Alkoholismus im gesamten Freistaat. Wird aber vielleicht nicht passieren, weil das wahrscheinlich Kommunismus für die CSU ist. Deshalb fährt ja auch der Söder jetzt nach China. Aus Neugier.

Eigentlich schade, da wäre Salzburg doch näher gewesen. 

Aber dazu äußere ich mich nicht.

Weil es diesen Newsletter auch nicht gibt.


Also schon.

Aber jetzt nicht.

Denn auch der Verfasser einer wöchentlichen Satire auf Spendenbasis braucht einmal  Urlaub.

Und den nimmt er sich. Genau jetzt.


Das hat zwei Vorteile. 

Erstens:

Der Satiriker kann sich erholen und kehrt Mitte April frisch gestärkt an den Schreibtisch zurück. Hat er doch die Zeit dazwischen in seiner Küche verbracht, wo er zur Kontemplation Essigfliegen züchtet.


Zweitens: 

Das Newsletter-Publikum kann in der Zeit die enorme Lücke spüren, die der Glossenhauer durch sein bloßes Nichterscheinen in das Geistesleben reißt. Und kann ein bisschen in der Zeit über das Wort „spendenbasiert“ meditieren und in sich hinein spüren, was dieses wöchentliche Kleinod eigentlich einem so wert sein könnte.


Infos: Siehe unten.


In diesem Sinne: Wiedersehen macht Freude. Bis Mitte April!

Dann gibt es diesen Newsletter wieder.



Groebner live: 

18.4. Linz, Posthof -  19.4. Wien, Kabarett Niedermair - 24.4. Düsseldorf, Kommödchen - 26.4. Puchheim, PUC - 3.5. Aschaffenburg, Hofgarten - alle Termine





Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 

Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 

Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64

Montag, 19. Oktober 2015

Wie war's bei LISA FITZ - "Weltmeisterinnen - gewonnen wird im Kopf"?

Lisa Fitz als Putzfrau Hilde                           (c) Stefan Vieregg


Lisa Fitz, seit rund 32 Jahren mit bissig-bayrischem Kabarett auf der Bühne, und noch länger als Schauspielerin und Sängerin, hat im Mannheimer Capitol gezeigt, dass man auch mit 64 Jahren noch locker ein unterhaltsames Programm mit einigen Speerspitzen in alle Richtungen zelebrieren kann. Kein giftiger Biss, der zum überraschten Nachdenken zwingt, aber viele Probleme, bei denen die Leute sagen: Genau, so sehe ich das auch! Und wie viele Frauen haben bei all den eindringlichen Frauenproblemen mit den Männern aufgelacht, endlich sagt das mal wieder jemand frei und frech von der Bühne runter!

"Weltmeisterinnen - gewonnen wird im Kopf", das ist der Titel des aktuellen Programms. Die Frauenfiguren Hilde Eberl, Putzfrau, die Feministin Inge von Stein in Leder, die verführerische Geheimagentin Olga Geheimnikowa wie aus einem billigen Film und die CSU-Abgeordnete Gerda Wimmer im schrillen Landei-Look sollen Weltmeisterinnen in ihrem Universum sein. Jedenfalls haben sie die große Klappe dazu. Falls das nicht, dann wenigstens kollektive Weltmeisterinnen im Fußball. Männer sind passé, bei allen. Na ja, Olga noch ein bisschen. Die erste tratscht ein bisschen beim Arbeiten, die zweite hat kapiert, dass das Abhören eine Katastrophe ist, die dritte betont, dass die Geostrategie nach wie vor die Taktik der Stunde ist, und Gerda erkennt, dass Bayern arabisch wird.

Bei Hilde wissen wir gleich, wo's lang geht, die Lage der Politik eindeutig offen auf dem Tisch: "Politiker gehen nicht arbeiten, und wir nicht wählen." Kein Wunder, dass so viel Stuss passiert. Gerade das mit dem Radio-frequency identification (RFID)! Wahrscheinlich demnächst ab Geburt zur Abrechnung an allen möglichen Orten bereits implantiert, zum Beispiel beim Discobesuch freies Konsumieren, und bei Mama läuft die Rechnung auf. Nichts mehr von all dem Aufbegehren der Hilde-Zeitgenossen früher, Widerstände, Demos, Glaubenskriege, nein, die Generation, die damals schon lieber Wirt, Postler, Bahner oder Polizist wurde, gibt es heute noch mehr. Böse, böse: Wer nix kann und nix ist wird Polizist, hieß es damals. Dazu ein Liedchen.

Inge ist Journalistin mit Magister, schreibt Kritiken, und zwar kräftige, so dass es häufig zu Auseinandersetzungen kommt. Sie ist von der Kommunikationswelt entsetzt, die Kinder simsen sich am Tisch schweigend Gespräche zu. Vorteil: Es erzieht und hält ruhig! Für Erwachsene ist das Handy das beste Kontrollinstrument. Der Abhörspion sitzt nicht in den USA, sondern "in der Jackentasche"! Alles wird geortet und überprüft, auch die Kinder oder umgekehrt, müsste man hinzufügen, und dennoch nur verschwindend kleine Terroristen-Funde ... Unsere Kommunikation und Überwachung hat sich gravierend geändert, auch für den "ferngesteuerten Hosenanzug" Angela M. in Berlin. Wir als Verbraucher sind letztlich nur noch Laborratten mit Geldbeutel. Alle Überwachung nur Wirtschaftsspionage ... Das perfekte Bild des Verbrauchers wird also gesucht, das steht dahinter! Auch ein Indiz für die elektronische Überbetonung: Ip-Adressen gibt es so viele pro mm², dass man aufpassen muss, nicht Millionen beim Gehen zu zerstören.

Olga macht klar, dass alle Überwachung in Russland noch stärker ist. Wäre unser Reichstag fest in russischer Hand,  würde er leuchten vor lauter Wanzen. Außerdem beschäftigt man sich viel mit Geostrategie, vor allem die der USA, um es dann selbst auch richtig zu machen. Fitz macht hier keinen Schlenker zu der aktuellen geostrategischen Absurdsituation Syrien, wo wochenlang unkoordiniert zwischen den Großmächten ganz andere Interessen verfolgt wurden als IS-Bekämpfung. Beide Mächte am Strategiepunkt Öl und Mittelmeerzugang. Die einen Richtung Krim, die anderen Richtung Gibraltar. Ärgern soll sich immer der Dritte bei der Geostrategie, laut Olgas Definition, das wäre hier Syrien, die ihren Konflikt nicht verlassen sollen (dürfen). Hat die rebellische Opposition in Syrien das Geld, Waffen, Know-how der Amerikaner zur IS getragen, ist Assad keinen Schritt weiter. Soll so sein? Die Achse beginnt bereits im Irak und und dem Öl und geht durch bis Kasachstan und dem Öl. Und auf dieser Achse gibt es Konflikte, an denen beide basteln. Drogengeschäfte der ganz großen Art noch dazwischen. Wie wahr ... Die US-Politik erscheint als überzeugte Aktion, Demokratie in die Länder zu bomben, wo Öl ist. Ob die gegenwärtige Flüchtlingssituation auch damit zusammenhängt, dass dem Alkohol in Europa - wir haben ja nationale Hauptdrogen und unterschiedliche Fahnen, die uns unterscheiden - stark zugesprochen wird? Lisa Fitz via Olga sagt nichts darüber, dass er stumpf im Verstand macht und so manches verschleiert.

Und Gerda? Als (wie sich später rausstellt) fast schon anarchistisches Mitglied in der CSU weiß sie, dass die Partei alles fest in der Hand hat. Vom frühen Praktikum bei der CSU für die Schüler bis zum Horstifat, das man sich bei den Migranten abgeschaut hat. Sie glaubt erst an wahre Emanzipation und Arabisierung, wenn der Mann hinter der Frau läuft, eine Trachtenburka auf dem Markt ist und wenn alle zum Dauerslogan "Hopfen und Malz, Allah erhalt's" übergehen. Der Pfarrer als Muezin vom Kirchturm sowieso! Im Übrigen ist der Landtag nebst seinen männlichen Vertretern so stur, dass Frecking unterm Fundament wirklich Sinn machen würde.

Und zuletzt Lisa Fitz als Vorleserin eines eigenen Textes, der die wahren Grabenkämpfe zwischen den Geschlechtern und erzkonservative Sturköpfigkeit beleuchtet: "Salz fehlt!" Die Verweigerung, dem Ehemann Salz zu holen, führt zu wahren Abgründen, alle beteiligen sich an dieser sinnlosen Diskussion, auch die Kinder, Frontenbildung und Spannung, in der der echte Sturkopf drauf beharrt: "Die Frau holt das Salz!" Die Wurzel vielerlei Übels, vom Frauenunterdrückung bis Fremdenfeindlickeit. Nur Frauenpower kann den Unsinn abstellen. 

Ein runder Abend, unterbrochen mit harmlosen Liedern, der so vieles bestätigt, manches nicht angesprochen und ganz Krasses weggelassen hat. Großer Beifall der Fans im komplett besetzten Capitol für eine immer noch streitbare Kabarettistin, die nicht an Rente denkt.

Donnerstag, 29. November 2012

Wort zur Woche von Severin Groebner (Kabarettist)





Liebe Mitmenschenskinder! 

 Heute schreiben wir den 21.11. 2012 und natürlich ist uns allen klar, daß in einem Monat die Welt untergeht. Sowieso. Ganz bestimmt! Und wer die Zivilbevölkerung in Gaza, Israel, im Kongo, Somalia oder in Syrien fragt, der erfährt auch, wie sich das in etwa anfühlen wird. Aber Gott sei Dank gibt es in Mitteleuropa noch Kräfte, die wissen, was gut für uns alle ist. Nein, nicht der Verfassungsschutz. Der schreddert lieber interessante Akten und weiß sonst nichts, sofern man ihm nicht das Gegenteil beweisen kann. Schriftlich. Mit Akten. Die er natürlich gleich gern wieder schreddern würde. Nein, ich meine natürlich: Die CSU. Diese grundsympathische Partei hat nicht nur auf ihrem Parteitag klar gemacht, daß man eigentlich nur glücklich sein kann, wenn man vom größten Horst aller Horstens (oder Hörster? Horstensien?)... also wenn man vom größten Horst aller Zeiten regiert wird, sondern die weiß auch, was die Zuschauer des ZDF interessiert - und was nicht. Der Parteitag bayrischen SPD zum Beispiel, der interessiert wirklich niemanden. Deshalb muss man auch gar nicht darüber berichten. Wie? Pressefreiheit? Jaja, schon, wenn man mal wieder in China mahnend den Zeigefinger erheben will, aber zu Hause? Geh, des hamma do no nie wirkli braucht... trink man noa Hoibe! Oans, zwoa... Überhaupt Informationen und Öffentlichkeit. Da hat auch die bayrische Justizministerin Merk ihre ganz eigene Methode. Wenn etwa jemand sagt, in einer Nürnberger Bank wird systematisch Geld am Fiskus vorbei ins Ausland geschafft, also klassische Steuerhinterziehung betrieben, dann wird dieser Mensch... in die Psychatrie verfrachtet. Also, der der sowas öffentlich macht, und nicht der, der hinterzieht. Logisch! Man muss doch in Ruhe sein Geld illegal am Staat vorbeischmuggeln dürfen. Deswegen hat man auch eine Justizministerin, die solche Vorgänge vor dem Zugriff der Justiz schützt. Mit Einweisungen in die Klapse. Das sind gute, alte Methoden, die der historisch interessierte Mensch noch aus der Sowjetunion kennt. 


 Der Begriff „Merkwürdig“ bekommt da einen ganz neuen Beigeschmack. Aber, keine Sorge, wir Wähler sind ja Volldeppen und werden uns das sicher nicht bis zur kommenden Wahl merken. Dabei wählt ja meine Wenigkeit nur in Österreich. Und nicht in Ungarn. Aber in Ungarn darf bald sowieso nicht mehr jeder wählen. Der Herr Orban macht‘s möglich: Denn wer krank oder arm ist oder sich aus anderen Gründen nicht vor der Wahl auf eigene Kosten registrieren lassen kann, der wählt einfach nicht. Ja, wo kommen wir denn auch hin, wenn die Armen auch noch wählen dürfen. Das muss doch nicht sein. Dabei ist der Herr Orban natürlich ein lupenreiner Demokrat, da ihm ja schon der Herr Strasser der ÖVP vor ein paar Jahren für seinen „Kampf gegen den Kommunismus“ gedankt hat. Und wer könnte die Worten des Herrn Strasser anzweifeln, schließlich ist der Mann ein ehemaliger österreichischer Innenminister und per Video überführter Gesetzesverkäufer. Obendrein ein ÖVPler und die Volkspartei ist bekanntlich eine Truppe, die die Sauberkeit und Transparenz in der Politik erst erfunden hat. Vor allem nachdem sie zusammen mit der SPÖ, der FPÖ und dem BZÖ den parlamentarischen Korruptions-Untersuchungsausschuss erfolgreich abgewürgt hat. Aber egal, das merkt sich auch keiner bis zur Wahl nächstes Jahr. Und wir singen alle: Glücklich ist, wer vergisst, was ja nicht zu ändern ist. Was ist also sonst noch passiert? George Lucas hat seine Rechte an Star Wars Disney verkauft, was wohl bedeutet, daß in den kommenden Krieg-der-Sterne-Filmen der Imperator gegen Bambi und Britney Spears antritt. „Bambi, ich bin dein Vater!“ - „Nein, der ist ein Hirsch, deswegen bin ich auch ein Reh“. Wem das alles zuviel wird und sich nun denkt „Nichts wie weg!“, dem sei gesagt: es gibt Hoffnung! Ein - wahrscheinlich - belebbarer Planet wurde entdeckt! Schlappe 41 Lichtjahre entfernt. Also, wenn man sich nur ein bißchen Zeit lässt und hin und wieder zurück fliegt (mit dem Darth-Vader-Shuttle-Service, dessen Besitzer jetzt aussieht wie Goofy) kommt rechtzeitig zum 300. Geburtstag von Richard Wagner wieder. Denn nächstes Jahr ist der 200. und damit Richard-Wagner-Jahr. Oder wir haben Glück und es geht vorher doch noch die Welt unter. Und bis dahin spiel ich auch noch ein bisschen, um dem Fiasko ein Lächeln abzuringen, mein absolut völkerverständigendes Programm

„Servus Piefke“.
Besprechung von Servus Piefke! bei viereggtext



Sonntag, 23. September 2012

Wie war's bei Ottfried Fischer? Er verordnet Strafrecht und Entziehungskur gegen die Musikantenstadlheimat


Ottfried Fischer, Urgestein aus dem Kabarett und allseits bekannt durch "Ottis Schlachthof", Schauspieler in etlichen Filmen und Fernsehserien, wie "Der Bulle von Tölz", und "Pfarrer Braun", frei nach dem Vorbild Pater Brown aus den Kurzgeschichten G.K. Chestertons, oder "Go Trabi Go" und Autor von Bühnenstücken und Büchern, war letzten Mittwoch, 19.09.2012, im Darmstädter halbNeunTheater zu sehen. Er führte sein kabarettistisches Monodrama "Wo meine Sonne scheint" (2008) auf und dachte zwei Stunden laut über den Begriff Heimat nach. In gewohnter Manier mit bissigen langgliedrigen Stakkatosalven, Scharfzüngigkeit und der typischen Respektlosigkeit des Kabarettisten. Im zweiten Teil stärker, weil akklimatisierter als zu Beginn. Ich wünsche ihm noch Jahre der erfolgreichen Bühnentätigkeit, die mit dem Stärkegrad seiner Parkinson-Erkrankung steht oder fällt. Und hoffentlich noch weitere Programme in Darmstadt oder andernorts!
"Derhoam is derhoam" heißt es so schön in Bayern, aber ist Heimat das, was man unter Heimat versteht? Ist es die von Edgar Reitz im Hunsrück, die von der Unterelbe, die aus Thüringen oder die aus der Pfalz? Jeder hat seine eigene Heimat. Oder ist es ganz Deutschland? Preisfrage: Wer versteht was unter Heimat? Das ist das zentrale Problem, um das das Stück kreist. Der Autor lässt einen Heimatkundigen, den er logischerweise selbst spielt, aus der am stärksten betroffenen Leit(d)kultur Bayern berichten. Ist Heimat bereits im niederbayrischen Discozentrum am Plattenspieler als DJ oder Besucher zu sehen oder wo liegt sie - nach der Vertreibung aus dem Paradies? Schon Adam und Eva waren Flüchtlinge, wie die 200 Mio Flüchtlinge weltweit in der Gegenwart. Selbst wenn Flüchtling eine Identität wäre, und manche Steuerflüchtlinge halten unter schwerster Rufschädigung daran fest, obwohl sie nichts anderes tun als die Landesbanken, nämlich Geld, das für das Gemeinwohl bestimmt ist, vorenthalten, fehlleiten oder gar vernichten ... Aber wie unser Kabarettist sagt: "Der aufgepropfte Lebensentwurf scheitert!"
Man muss schon selbst zu einer Lösung kommen. Vielleicht hilft Google weiter? Man kann ja dort als Dialektbehafteter das hochdeutsche Wort nachgooglen, quasi mit modernsten Mitteln den Heimatschädigungen entkommen, und selbst für die Dialektiker unter uns kann die Synthese im Netz schlummern. Was ist mit Heimat dagegen, die so international ist, dass ein Elefant auf der bayrischen Autobahn in die Seite des Autos rennen kann und ein sächsischer Polizist den Schaden aufnimmt? Hier stimmen die Relationen für manchen Heimatverfechter bereits nicht mehr. Das Weltgebäude schwankt! Dabei hätte die Heimat so schön sein können - ohne das alles. Im Sinne der Fifties klingt Mariandl durch unser Gehör, singt Harry Belafonte völlig diametral den sozialen Missständen in der Karibik entgegengesetzt vom "island in the sun", wird Franz Josef Strauß, der größte Heimatverfechter und -vertreter der Nachkriegsära, Verteidigungsminister, obwohl das berühmte Adenauer zugeschriebene "Möge dem Deutschen, der je wieder einen Waffe in die Hand nimmt, die Hand abfallen" gerade noch deutlich im Raum steht. Hildegard Knef verwirrt unemanzipierte Männer, während in Vietnam der Krieg tobt.
Fliehe ich vor mir selbst, wenn ich diesen Unsinn mitmache? Oder ist es nicht besser zu fliehen, um nicht mitzumachen? Natürlich soll jeder ein Grundrecht auf Heimat haben, aber welche denn und wie soll das Recht aussehen? Ob ein Heimatministerium mit 1200 Planstellen Abhilfe schaffen könnte? Die Veranstalter jedenfalls neigen zu solchen Problemlösungen ... auch zu einem Bundesheimatgesetz, dass allen Unbeheimateten Asylrecht gewährt. Transportiert Heimat nun der Bierzeltkomiker oder der Zeitungen austragende Junge oder Renter? Ein sicherer Träger dieser Heimatwelle ist mittlerweile GGG, Germany's größter Gaudigigant, mit den Wunderkindern und -sängern, Mädels und Buben, die es geschafft haben, auf die Bühne zu kommen. Oder ist Heimat nichts als eine katholische Anekdotensammlung, die von der mentalen Minderleistung der Bewohner berichtet ... "Pipst Paus" für "Papst Pius"? Liegt die Wiege der Heimat analog zu Platons Höhlengleichnis in der Höhle des Musikantenstadls? Diesem Theater, dem so viele Menschen in Tracht und ohne, jung und alt hinterherrennen? Statt Lösungen und Orakel an der Höhlenwand werden künstliche Blumen, Kühe, Kulissen vorbeigeschoben und Florian Silbereisen oder Hansi Hinterseer animieren zum Schunkeln mit Klatscherlebnis. Ottfried Fischer schmückt dieses Absurdistan, dem so viele verfallen sind, noch mit der Verfremdung, dass Bazon Brock, unser Ästhetikprofessor aus Karlsruhe, die Zuschauer auffordert zu gehen, denn das Verlassen des Stadls ist der Garant für höchste Glückseligkeit! Aber so löblich diese Rettungsversuche des bürgerlichen Seelenheils sind, es hilft allein das Strafrecht dagegen! Denn die uns bekannte Heimatvermarktung führt zu einem Kolateralschaden am Trommelfell, Großhirn und Kleinhirn.
Auf politischer Ebene wird es noch ernster, denn wer trägt nicht alles die Stütze unseres Staates. Die Evangelischen Ketzer Deutschlands (EKD), die richtig und Ratzingerkatholischen (rk Kirche) und die politischen Richtungen, von links bis rechts, natürlich auch die Mitte, die ebenso rechts steht, es aber nicht zugibt. Im Prinzip die komplette Vermarktung von "Mir san mir" bis zum Hitlergruß.
Für die Heimat soll auch gestorben werden, das war schon immer so. Ab nach Afghanistan zum Beispiel. Und hier wird klar, dass der scheinbare Pazifismus des Grundgesetzes zum Willen für den Schutz von Heimat umgedichtet wird. Die Heimatübungen im Sport sind hier bestens verwertbar.
Summa summarum, Heimat ist ein Suchtmittel, das entsprechend deklariert werden müsste, denn es kann Borniertheit, Verbissenheit und Schäden hervorrufen. Und von wegen Leben nach dem Tod - das Leben nach dem Leben ist das Leben der anderen. Insofern kann man es so sehen: Die Gewinner des GGG werden zu Chefkomikern des Musikantenstadl, also müssen beide strafrechtlich verfolgt werden, und: Manchmal muss man fliehen, um nicht vor sich selbst zu fliehen.

"Wo meine Sonne scheint" gibt es auch als Taschenbuch und als E-Book.